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10.04.2003, 20.00
Stockwerk, Graz
Achim Kaufmann - Klavier
Frank Gratkowski - Altsaxophon/Klarinette/Bass- und Kontrabassklarinette
Wilbert de Joode – Kontrabass
Paul Lovens - Percussion
Improvisierte Kammermusik, Instant Composing
a tantalizing web of improvisational facility and acumen. Kaufmann displays a most fecund technique. Often abrupt, often quiet, this is music of a most fascinating nature. (Coda Magazine, 11/99)
"Achim Kaufmann gehört mit seinem sensitiven Spiel und seinem freitonal forschenden Klangsinn zu den interessantesten europäischen Jazzpianisten, die der improvisierten Musik in Westeuropa neue Impulse geben." (Achim Hebgen, SWR)
"Mit traumwandlerischer Sicherheit und Sensibilität improvisierten Kaufmann und Gratkowski in Zwiegesprächen." (Klaus Mumpfer, AZ Mainz)
Reedist and composer Frank Gratkowski is one of the brightest lights in the music today. (One Final Note)
... Gratkowski investigates these rich 20th Century sources thouroughly, not only when he turns to clarinet, but on sax as well. His technique and sound are first rate on all three horns. ... (Cadence Magazine)
Steely, flexible, streamlined, honed – astonishing technique, serious shapes, a distinct approach ... More Please. (The Wire on Frank Gratkowski)
"Wilbert De Joode is one of the busiest bass players in Amsterdam, playing with both New Dutch Swing units like Eric Boeren's 4tet and chamber ensembles like Ig Henneman's String Quartet. He has the provocative instincts to push whatever music he is playing to the point of turbulence, yet his command of the instrument prevents the music from collapsing into a heap of slag. On Olo, an album of short solo improvisations, concept and technique are often indistinguishable. Employing an extraordinarily fast and sure attack, he exploits the range and timbre of his 19th century, gut stringed chamber bass to create an exceptionally broad sonic palette. Add Olo to the small but growing list of essential solo bass recordings." (Bill Schoemaker, the Wire, November 2002)
Niemand nuanciert so differenziert die Stille wie Paul Lovens. Ein Schlagzeuger, der sich überzeugt Perkussionist nennt und damit einiges an Verachtungspotential für manche, der gerne ‚Drummer' oder ‚Schlagzeuger' genannten Kollegen ausdrückt. Musizierhaltungen und Musikalität, die man nicht üben kann (auch für Lovens hat der Tag nur 30 Stunden), souverän dargeboten, im geistigen Schneidersitz, schaffen ein Zeitkontinuum, eine Spannung, die geduldig bis zum Zerreißen angezogen wird, dann gönnt sich der sparsame Reduktionist eine kleine Pause bei einem leisen Trommelwirbel ... (Ernst Mitter)
Sein spartanisches Sammelsurium von Perkussionsinstrumenten ist eine glatte Absage an die internationale Schlagzeugindustrie. Früher traktierte Lovens, wenn ich mich richtig erinnere, gerne mit Vorliebe Mercedes-Radkappen, nunmehr schafft er mit dem glissandierenden Peking-Opern-Gong eine ganz individuelle Klangfarbe ... (Hans Kumpf)
Improvisierte Kammermusik, Instant Composing - Begriffe, die man auf die Musik dieses Trios anwenden könnte. Die Musik entsteht im Moment, sie resultiert aus der Dynamik der drei Musikerpersönlichkeiten und ist auch nicht ganz unbeeinflusst von Zeit und Raum und den Menschen, die der Musik zuhören.
So sehr viele Entscheidungen im Moment getroffen werden - oder auch mal dem Zufall überlassen werden -, so sehr teilen die drei Musiker doch grundlegende Auffassungen uber den Umgang mit musikalischen Parametern, uber Entwicklungen und Formverläufe.
Auf der Basis dieses Wissens und ihrer Spielerfahrung ist dem Trio daran gelegen, neue Räume aufzusuchen, mit Gewohnheiten und eingefahrenen Ritualen des Musikmachens zu brechen.
Dabei kommt dem kalkulierten Zufall eine besondere Rolle zu - Zufälle werden provoziert oder benutzt, um dem Fluss der Musik eine neue Richtung zu geben. Im Idealfall kann man dabei von Synchronizität sprechen.
Die Triobesetzung erweist sich als geradezu ideale Konstellation, indem sie die Gleichzeitigkeit einer affirmativen (zwei spielen "zusammen") und einer unabhängigen, gar antagonistischen Spielhaltung (einer spielt "dagegen") ermöglicht: Bei aller Transparenz der kleinen Besetzung entsteht dadurch eine vielschichtige Musik mit einer intensiv empfundenen inneren Spannung.
Damit dies funktioniert, braucht es drei starke Spielerpersönlichkeiten.
Kaufmann, Gratkowski und de Joode sind alle drei hervorragende und eigenwillige Instrumentalisten, die ständig an der Erweiterung ihrer instrumentalen Ausdrucksmöglichkeiten arbeiten und ihren Instrumenten "unerhörte" Klangfarben zu entlocken wissen. Jeder von ihnen könnte das Publikum genauso gut mit einem Soloabend fesseln (das tun sie auch hin und wieder) - sie brauchen sich nicht aneinander festzuhalten. Doch im Trio ergänzen sich ihre unterschiedlichen Temperamente hervorragend.
Nicht zuletzt atmet ihre Musik noch immer den Drive der besten Jazzmusik - ein Drive, der umso intensiver wirkt, weil seine Hitze von den Erfindungen des Momentes generiert wird. (Gabriele Guenther)
Wir spielten zum ersten Mal in Triobesetzung Anfang 2002 zusammen, im Amsterdamer "Zaal 100", einem Spielort, an dem jeden Dienstag Konzerte mit improvisierter Musik stattfinden, oft mit Ad-hoc-Formationen. Ich hatte vorher mit beiden Musikern u.a. im Duo zusammengespielt - Frank Gratkowski kenne ich bereits seit Mitte der 80er Jahre, und Frank und Wilbert kannten sich auch aus verschiedenen musikalischen Begegnungen. Doch an jenem Januar-Abend im Zaal 100 passierte etwas Besonderes: Wir merkten, dass jeder von uns Dinge spielte, die er in anderen Zusammenhängen nicht spielen wurde; ein Vordringen in ungekannte Bereiche des Zusammenspiels. Es schien, als wenn gerade durch die Unterschiedlichkeit unserer Charaktere eine spezielle Balance erreicht wurde, durch die jeder von uns sich frei bewegen konnte. Vielleicht macht dies auch gerade den Reiz der Triobesetzung aus: Bei aller Transparenz und Intimität birgt sie immer ein Moment der Instabilität, der Friktion. Sie ermöglicht die Gleichzeitigkeit einer affirmativen (zwei spielen "zusammen") und einer unabhängigen, gar antagonistischen Spielhaltung (einer spielt "dagegen"). Von dieser Spannung lebt besonders die improvisierte Musik: Musik, die im Moment passiert - der Zuschauer und -hörer wird Zeuge eines ad hoc inszenierten Dramas, in dem das Überraschungsmoment und der Zufall nicht nur willkommen sind, sondern auch als Taktik bewusst gewählt werden können. (Achim Kaufmann, Januar 2003)
Das Trio Kaufmann/Gratkowski/de Joode wird bei seiner Tournee im April 2003 u.a. im Rahmen der "Ars Nova"-Reihe des SWR auftreten und bei einigen Konzerten mit Gästen zusammenarbeiten: mit Paul Lovens (Schlagzeug) bei einem Konzert der Jeunesse in Wien und im Rahmen von "open music" in Graz sowie mit Hans Burgener (Violine) in der Schweiz.
Achim Kaufmann (Aachen,1962) erhielt 2001 den SWR-Jazzpreis. Er arbeitet mit verschiedenen eigenen Ensembles, in den letzten Jahren vor allem im Quartett mit Michael Moore, John Hollenbeck und Henning Sieverts. Dieses Quartett spielte u.a. auf Festivals in Le Mans, Guimarães (Portugal), bei "Jazzart - Aktuelle Musik im 21. Jahrhundert" (Köln/Bonn) und veröffentlichte zwei CDs: double exposure (Leo Records) und gueuledeloup (Red Toucan). Kaufmann tritt auch als Solopianist und in verschiedenen Konstellationen mit improvisierenden Musikern aus Europa und Nordamerika auf, z.B. im Quartett mit Wilbert de Joode, Ron Samworth (Gitarre) und Dylan van Der Schyff (Schlagzeug), er spielte ausserdem mit Michael Vatcher, Tobias Delius, Andy Moor, Dieter Manderscheid, Hans Burgener, George Lewis, Han Bennink, Tomász Stanko, Bill Elgart, Matthias Schubert, Lee Konitz, Steve Swallow, Steve und Julian Arguelles u.v.a. Gastspiele u.a. beim Jazzfest Berlin, post this/neo that in der Kölner Philharmonie, Tournee im Auftrag des Goethe-Instituts nach Australien und Neuseeland, Festivals in Vancouver, Vilnius, Lausanne, Frankfurt…Achim Kaufmann schreibt Musik für verschiedenen Besetzungen, im letzten Jahr z.B. Trokaan I - V für Streichquartett und vier improvisierende Musiker. 2001 wohnte und arbeitete er als Stipendiat des Kultusministeriums NRW in Paris. Zur Zeit lebt er in Amsterdam.
Frank Gratkowski (Hamburg, 1963) spielte u.a. als Solist in grösseren Formationen wie Grubenklangorchester, Klaus König Orchester, Tony Oxley Celebration Orchestra und Musikfabrik NRW. Sein Hauptinteresse gilt jedoch der Arbeit in kleinen, zum Teil eher kammermusikalischen Formationen: So veröffentlichte er bereits 1991 eine Solo-CD (Artikulationen). Er spielt regelmässig mit dem Pianisten Georg Graewe zusammen (Duo, Trio und Quartett), ferner mit Sebi Tramontana, John Lindberg, Fred van Hove, Simon Nabatov, Ernst Reijseger u.v.a. Seit '95 leitet er ein Trio mit Dieter Manderscheid und Gerry Hemingway, welches später durch Wolter Wierbos zum Quartett erweitert wurde (CDs Gestalten, The Flume Factor und Kollaps). In diese Formation fliesst auch Gratkowskis Kompositionsarbeit ein. Gratkowski spielte auf zahlreichen internationalen Festivals, u.a. in Vancouver, Chicago, Quebec, Seattle, Mulhouse, Nickelsdorf, Rom, Zagreb…
Wilbert de Joode (Amsterdam, 1955) kam erst relativ spät und als Autodidakt zum Bassspiel. Er ist dank seiner stark individuellen, kraftvollen wie klangfarbenreichen Spielweise mittlerweile einer der meistbeschäftigten Kontrabassisten seines Landes und daruber hinaus. Er ist festes Mitglied von u.a. Ig Henneman-Streichquartett, Ab Baars Trio, Bentje Braam (mit Frank Gratkowski), Trio Fuhler-Bennink-de Joode, Eric Boeren Kwartet, und spielte mit Musikern wie Steve Lacy, Roswell Rudd, The Ex, Misha Mengelberg, Sunny Murray, Fred Frith, Derek Bailey, John Tchicai, Schlippenbach Trio, Thomas Lehn u.v.a. Der Komponist Gerard Ammerlaan schrieb für ihn Common Senses (fur improvisierenden Kontrabass und Streichorchester). DeJoode gibt auch Solokonzerte und initiierte - zusammen mit dem Basssaxophonisten Klaas Hekman - das extravagante Projekt Intermission, an dem neben de Joode zwei weitere Kontrabassisten beteiligt waren (William Parker und Hideji Taninaka). In der letzten Zeit arbeitete er auch mit improvisierenden Tänzern zusammen, so u.a. mit Katie Duck, Eileen Standley, David Zambrano und Toru Iwashita. Im letzten Jahr veröffentlichte er seine erste Solo-CD Olo.
Links | |
Achim Kaufmann | http://www.jazzdimensions.de/interviews/portraits/achim_kaufmann.html |
http://www.galleryoftones.com/kuenstler/kaufmannsolo/inhalt.html | |
Frank Gratkowski | http://www.frankgratkowski.de |
Paul Lovens | http://www.shef.ac.uk/misc/rec/ps/efi/mlovens.html |
Wilbert De Joode | http://www.doek.org/wDeJoode.html |