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23.01.2003, 20.00
MUWA, Museum der Wahrnehmung, Graz
Martin Siewert - guitars, electronics
Martin Brandlmayr – drums, percussion
Joe Williamson – bass
Nicholas Bussmann – cello electronics
Michaela Grill - video
Contemporary comments on »american primitive music« and early minimalism. Pieces by and reflections on Tony Conrad, John Cale, John Fahey and others (UA des Projektes, initiiert durch open music. Weitere Aufführungen bereits bei Jeunesse /Zyklus Fast Forward.20:21 und in Ulrichsberg geplant)
Ausgehend von Werken amerikanischer Exponenten von drone-, primitive- und früher minimalmusic wird Trapist extended musikalische patterns & sounds als remixes und Reflexion der Originalstücke in Form fixierter und freier Improvisation spinnen und der Aufführungspraxis der 60er-Jahre entsprechend mit einem Video der Künstlerin Michaela Grill paaren.
Zu Trapist: Vertrauen in weite Zeiträume und eine Vorliebe fur selbsttragende Strukturen läßt die Musiker auf vorgefertigte Formmodelle verzichten. Dabei entsteht eine hybride Musik, der weder mit dem Diskurs der Improvisateure, auch nicht mit jenem der freien, beizukommen ist, noch mit jenem der Kompositeure, auch nicht mit jenem der offenen Formen. Es geht um einen ineinander geschachtelten Dreischritt; um Schritte, die als solche nicht neu sind, in ihrer konsequenten Anwendung, Auffächerung und Hinterfragung aber doch das Musik-Erfinden neu beleuchten: die Notwendigkeit eines ästhetischen Filters, das Entwickeln von tragenden Strukturen und die Möglichkeiten des Speicherns oder Wiederholens. In diesem tripolaren Spannungsfeld enstand in den letzten Jahren eine Spielkultur, in deren Kontext sich auch Trapist bewegt, deren Basis ein "improvisiertes", dem Augenblick verpflichtetes Musizieren ist, deren Ziel sich aber unterscheidet von der expressiven Ausdrucksästhetik des individuellen Moments. Trapist spielt mit Gitarre, Bass und Schlagzeug in einer Welt, in der die Programme im Computer mehr vorweg strukturieren können, als manch altes Notenblatt und alle Musikerabsprachen es je vermochten, und gerade deswegen sind die Fragen, wie Filtern, Strukturieren und Speichern aufeinander abgestimmt sind, die entscheidenden Fragen. Wurden wir uns im europäischen Kompositionsdiskurs befinden, hieße die Fragestellung nicht Filter, Struktur und Speicher, sondern Material, Form und Notation, in der Tradition des nichtidiomatischen Improvisierens wohl Kreativität, Intensität und Spontaneität. Trapist bewegt sich auf eine - um die Atmosphäre der Musik mit diesem Adjektiv anzudeuten - traumwandlerisch sichere Art zwischen diesen Sphären: Das Material - vielleicht eine Songwelt im Unbewussten - drängt durch den ästhetischen Filter der Kreativität. Die Intensität einer im Augenblick zu findenden Struktur ergibt die dehnbare Form. Und anstelle des unauflösbar scheinenden Widerspruchs zwischen Notation und Spontaneität setzt sich das Speichern (und variierte Wiederholen oder Fortsetzen) der Schönheit viel zu langer Augenblicke, in denen die Musik oszilliert zwischen dem noch nicht gefundenen und nie gesuchten, dem nicht dargebotenen und immer schon dagewesenen Song. (Christian Scheib)
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Martin Siewert | http://siewert.klingt.org |