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30.09.2003, 20.00
JAZZ M59, Graz
Eine Veranstaltung von "open music" im Rahmen von Europas Jazz 2003, "Jazz from Hungary"
Akosh Szelevenyi saxophone, clarinets, kalimba, flutes
András Vigh hurdy-gurdy, vocals
Christian Brazier double bass
Gildas Etevenard drums
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Mokhtar Choumane ney, kaval
Karten: Vorverkaufsstelle 2003, Mariahilferplatz 2, 8020 Graz
tel.: 0316-2003-0, info@graz03.at
Preis: € 16,- (ermäßigt: € 13,-)
Restkarten und Stehplätze an der Abendkassa.
»Man kann in meiner Arbeit Einflüsse von traditionellen Musiken ausmachen, nicht nur aus meinem Land, sondern aus verschiedensten Richtungen. Ich denke, dass man viel versäumt, wenn man sich durch Stilgebundenheit selbst Beschränkungen auferlegt. Aber wirklich beschreiben kann ich meine Musik nicht - ich spiele sie!«
Es ist tatsächlich nicht einfach, der Musik von Akosh S alias Akosh Szelevényi verbal beizukommen. Groß ist die Versuchung, seine Arbeit unter der Rubrik der in Frankreich mittlerweile zum Schlagwort verkommenen »Folklore imaginaire« zu schubladieren, doch damit wird man dem 37-jährigen Tenor- und Sopransaxophonisten mitnichten gerecht. Nicht zuletzt aufgrund des Umstands, dass seine musikalischen Wurzeln zweifellos »realer« Natur sind: Hinter »meinem Land« verbirgt sich - unschwer zu erraten - seine ungarische Heimat, die der in Debrecen geborene Musiker 1986, im Alter von 20 Jahren, auf der Flucht vor der geistigen und physischen Enge des kommunistischen Regimes verließ.
Paris avancierte zum Refugium und zudem zu jenem Ort, an dem der an der Budapester Musikakademie ausgebildete Instrumentalist seine disparaten Interessen sukzessive zu einer unverwechselbaren musikalischen Ausdrucksweise vergor. Da war einerseits die intensitätsstrotzende Urgewalt des amerikanischen Freejazz, die Musik Ornette Colemans, John Coltranes, Archie Shepps, Pharoah Sanders', Albert Aylers u. a., die Akosh S schon seit Jugendtagen in ihren Bann zog. Und da war der ungebrochene Zugang zur magyarischen Volksmusik, der fern der Heimat umso bedeutungsvoller erschien, und von deren Basis aus Szelevényi nun, im multikulturellen Pariser Ambiente, mit traditionellen Musiken aus aller Welt zu kommunizieren begann. Irische Fiddle und indische Tabla, die Rhythmen des Balkan und die elegischen Melismen arabischer Musik, das alles fand sich nun in der Musik des Wahlfranzosen integriert, die sich rau und kraftvoll, kontrastreich und vielfärbig, in nuanciert ausbalancierten kammermusikalischen Strukturen wie auch in orgiastischen freien Kollektiven ihre eigenen Formen suchte und sucht.
Die Veröffentlichung der Alben »Imafa« und »Omeko« (Universal) bedeutete 1998 Szelevényis Durchbruch, seither hat er mit seiner »Unit« Album um Album eingespielt, zuletzt mit »Vetek« (2003) die 2001 begonnene CD-Trilogie abgeschlossen, an der der aus dem algerischen Oran stammende Flötist Mokhtar Choumane als Gastsolist mitwirkt. Mit ihm als kongenialem Gegenuber stellt Akosh S erneut unter Beweis, dass er - so schrieb Serge Loupien 1998 in der »Lib´ration« - mit das Beste verkörpert, was dem französischen, vielleicht sogar dem europäischen Jazz in den letzten Jahren passieren konnte. (Andreas Felber)