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01.11.2003, 18.00
MUWA, Museum der Wahrnehmung, Graz
Antonio Pellegrini – Violine Thomas Hofer – Violine Fabio Marano – Viola Helmut Menzler – Violoncello
Morton Feldman (1926-1987): String Quartet II (1983) (ca. 320 Minuten)
320 Minuten Musik Morton Feldmans auf einer Teppichlandschaft
Das Konzert kann liegend/sitzend auf Teppichen genossen werden.
Mit freundlicher Unterstützung von Teppichlandschaft: Blazek. Berber Carpets & Textiles
Das Pellegrini-Quartett gehört zu den wenigen bedeutenden Streichquartetten des internationalen Konzertlebens, die sich über die klassisch-romantische Literatur hinaus der Musik der unmittelbaren Gegenwart widmen. Durch die Auswahl exponierter und wegweisender Werke grenzt sich das Pellegrini-Quartett bewußt von der üblichen Programmgestaltung nach archäologischen, enzyklopädischen oder modischen Gesichtspunkten ab. Die Gegenüberstellung von scheinbar Disparatem gibt dem Publikum die Möglichkeit, verborgene historische und musikalische Querverbindungen zu entdecken und so auch altbekannt scheinende Werke neu zu erfahren. Bestimmend für die Entwicklung der einzelnen Musiker war die Arbeit mit Paolo Borciani (Quartetto Italiano), Walter Levin (LaSalle-Quartett) und dem Pianisten Jurgen Uhde. Das Pellegrini-Quartett erhielt darüber hinaus entscheidende Impulse durch Hatto Beyerle (Alban-Berg-Quartett) und Eberhard Feltz. Das Pellegrini-Quartett gastierte bei internationalen Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, den Berliner Festwochen, dem Kopenhagen Summer Festival, dem Kuhmo Chamber Music Festival (Finnland) und dem Kyoto Chamber Music Festival (Japan) und produziert für alle großen Rundfunkanstalten. Das Pellegrini-Quartett wurde 1989 in Freiburg gegründet und lebt und arbeitet in Freiburg.
„Das Pellegrini-Quartett spielt Feldmans streitbares zweites Streichquartett, das allein aufgrund seiner Länge von fünfeinviertel Stunden aus dem Konzert-Rahmen springt, und es spielt dieses - ohne Vibrato, welch Glück! - auf einem Niveau, das schlichtweg Bewunderung herausfordert. Die ... Zuhörer ... wohnen einer phänomenalen, einer, man darf das einmal so sagen: Weltklasseinterpretation bei. Aber darum geht es nicht hauptsächlich. In der Hauptsache geht es um das Phänomen Zeit. Zeit und ihre Dauer, und die Wahrnehmung dieser Dauer. "Vielleicht ist Musik keine Kunstform", hat Feldman einmal gesagt, „sondern vielmehr Gedächtnisform.“ Sein "String Quartet (2)" ist ein solches Stück, in jeder Minute nach den ersten Minuten (und den entsprechend vorgestellten Motivmustern) fühlt man sich erinnert an das Vorangegangene. Und man versinkt in der Zeit: Kaum jemand ... schaut auf die Uhr. Und je länger das Stuck andauert, desto geringer wird die Furcht, es könnte unendlich sein. Denn es ist, obschon es einen (festgelegten) ersten und einen (bei seinem Erscheinen völlig überraschenden) letzten Akkord gibt, kein Stück mit einem präzise definierbaren Anfangs- und Endpunkt. Die Hermetik ist durchbrochen. Und die Interpreten treten mehr und mehr hinter den Gegenstand, das Stück, zurück. Was aber nach so viel kaum hörbarer, konzentrierter Klangerfahrung mit uns in die Nacht hinaus schwankt, ist ein Gefühl des Glücks. Es ist dies ein zeitloses Gefühl.“ (Jurgen Otten)
Links | |
Pellegrini Quartett | http://www.pellegrini-quartett.de |
Kurzbiographie Morton Feldman:
Morton Feldman wurde am 12. Januar 1926 in New York geboren. Im Alter von zwölf Jahren studierte er mit der Busoni-Schulerin Madame Maurina-Press Klavier. Er studierte ab 1941 Komposition bei Wallingford Riegger, 1944 wurde Stefan Wolpe sein Lehrer. 1949 fand dann die ausschlaggebende Begegnung statt: Feldman traf John Cage, und damit begann eine fur die Entwicklung der amerikanischen Musik in den 50er Jahren entscheidene Zusammenarbeit. Während der 50er Jahre in New York gehörten zu seinen Freunden die Komponisten Earle Brown und Christian Wolff, die Maler Mark Rothko, Philip Guston, Franz Kline, Jackson Pollock, Robert Rauschenberg und der Pianist David Tudor. Insbesondere die Maler beeinflußten Feldman bei seiner Suche nach einer eigenen, unmittelbaren und greifbaren Klangwelt. Daraus ergaben sich Experimente mit grafischer Notation. 1973 wurde Feldman Professor an der University of New York in Buffalo.
Feldman starb am 3. September 1987 in Buffalo.