"Ohne Kapitalisten geht es besser" heißt einer der heute wieder sehr aktuell gewordenen Songs von Hanns Eisler. Das kämpferische Trio "Das Kapital" widmet sich dem politischen Lied mit einem Furor wie einst Peter Brötzmann, bloß, dass bei ihnen auch eine Prise Humor mit im Spiel ist. Der zeigt sich in Spielweisen und in der Auswahl der Genres, die auch Ballade und Bossa Nova beinhaltet. So manche Barrikade wird halt besser mit einer sanften Melodie überwunden und Revolution muss alle Wege ausloten …
Aktuell auch zum 50. Todestag Hanns Eislers – klassenkämpferischer Protagonist "politischer Musik", mehrfach verfolgt und vertrieben, sozialistisch vereinnahmt und auch wieder in Vergessenheit geraten – lädt "open music" also das 2002 gegründete dänisch-deutsch-französische Trio "Das Kapital" ein, seine Interpretation auf Lieder wie das "Solidaritätslied" anzustimmen. Dieses nähert sich dabei Eislers Musik aus der Perspektive schelmischer Bewunderung, die da keine Heldenverehrung zulässt. "Der Zugang ist rau und leidenschaftlich, Idyllen bröckeln, Klischees der Darstellung implodieren oder werden mit Hörgewohnheiten anderer Genres verschnitten. Mal ist es ein Hauch von Bossa Nova, mal eine Prise Blues, dann wieder der Schrei der improvisierenden Freiheit, der Stücken wie den "Moorsoldaten", "An den deutschen Mond" oder dem "Einheitsfrontlied" das Biedermeierliche der Propaganda nimmt, um sie mit neuer Ernsthaftigkeit zu füllen. Die karge, aber virtuos agierende Besetzung tut ihr Übriges, um Eislers Musik ebenso porös wie provokant, ebenso fragil wie furios klingen zu lassen." So Ralf Dombrowski anlässlich seiner Laudatio auf das Debütalbum "Ballads & Barricades", für das "Das Kapital" den Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik im Bereich Jazz erhielt. Und der oft als "Fluxus"-Gitarrist bezeichnete Hasse Poulsen zum musikalischen Konzept der Band: "Eisler zu spielen ist eine Frage des Erbes, da gibt es die Verbindung zu Schönberg, zur ernsten, komponierten Musikgeschichte. Aber wir attackieren sie mit Verweisen auf Albert Ayler, Archie Shepp, Sonny Rollins, Derek Bailey oder Fred Frith, auf all diese Leute im Jazz vor oder neben uns."
Die Intentionen Eislers blieben den drei Musikern und Idealisten seither dabei ebenso präsent wie die täglichen Abendnachrichten unserer Zeit, lassen sie nach verbindlichen Wegen suchen, Geschichte in der Gegenwart greifbar zu machen und populäre Songs mit einem künstlerischen wie gesellschaftspolitischen Anspruch, der da nicht der globalisierten Uniformität anheim fällt, zu verbinden.
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