vorhergehendes Konzert nächstes Konzert

Mittwoch, 21.04.2010, 20.00 Uhr
Dom im Berg, Graz

     Plakat

Burkhard Stangl + dieb13

Stummfilmvertonung: Die freudlose Gasse von G.W. Pabst

Burkhard Stanglguitars, electronics
dieb13turntables, electronics
Film 
G.W. PabstDie freudlose Gasse (D, 1925; mit Greta Garbo, Asta Nielsen, Werner Krauß u.a.)

In Zusammenarbeit mit den Grazer Spielstätten sowie dem Filmarchiv Austria und der Diagonale.

Aktuell zum Entstehungsdatum, aktuell gerade auch jetzt angesichts einer erneuten Weltwirtschaftskrise: Die freudlose Gasse, einer der bedeutendsten Filme aus der Zeit der Weimarer Republik, bietet einen Querschnitt menschlicher Schicksale. G. W. Pabst wurde durch den Film nicht nur schlagartig weltberühmt, er begründete auch seinen Ruf, der wichtigste Regisseur der Neuen Sachlichkeit zu sein. Die zeitliche Nähe zur erst überwundenen Inflationszeit und die schonungslose Darstellung der krassen Gegensätze von neureichen Spekulanten und dem verarmten Proletariat und dem vor dem Ruin stehenden Kleinbürgertum ließen den Film in die Mühlen der Zensur geraten.

Vor gut einem Jahr hatte Burkhard Stangls Vertonung des Films, eine Auftragskomposition für Ensemble, im Wiener Konzerthaus Premiere, inzwischen erschien die Produktion auch als DVD in der Edition Film & Text (Filmarchiv Austria). Stangls Komposition ist nunmehr Grundlage für Live-Vertonungen des Films in neuen Besetzungen.

Burkhard Stangl
Geb. 1960, Gitarre, Komposition, Elektronik
arbeitet in den Bereichen experimentelle Improvisation, elektronische und neue Musik.
Studium der Ethnologie und Musikwissenschaft (Buch: Ethnologie im Ohr).
In den 1980ern erste Bands (Ton.Art, Die Vögel Europas) und Gitarrist bei Franz Koglmann (Monoblue Quartet, Burkhard StanglPipetet); in den späten 1990ern zunehmend Arbeiten in elektro-akustischen Kontexten.
Kooperationen u.a. mit Billy Roisz und Dieb13 (Trio EH), John Butcher, Didi Bruckmayr, Angélica Castelló, Kai Fagaschinski, Christian Fennesz, Oswald Egger, Boris Hauf, Franz Hautzinger, Katharina Klement, Christof Kurzmann (Duo Schnee), Hannes Löschel, Radu Malfatti, Wolfgang Mitterer, Donna und Ernesto Molinari, Olga Neuwirth, Robert Piotrowicz, Ursula Rucker, Gunter Schneider, Robyn Schulkowsky, Martin Siewert, Taku Sugimoto, Taku Unami, Anna Zaradny, Werner Dafeldecker, Polwechsel (bis 2004), Manon-Liu Winter, efzeg und The Year Of. Kompositionen u.a. für das Klangforum Wien, Monoblue Quartet, Maxixe, Hortus Musicus, Binar und Experimentalfilme von Gustav Deutsch (Film ist., Welt Spiegel Kino); über 50 CD-Veröffentlichungen (u.a Ereignislose Musik 1996, Récital-Gitarre Solo 1997, Venusmond - Oper ohne Ort I-V, 2000-2004).
Publizistische Tätigkeit (Bücher: Ethnologie im Ohr; Klangnetze: Die Wirklichkeit mit den Ohren erfinden; Artikel, Essays). Konzerte & Teilnahme an Festivals in Europa, Amerika, Asien und Afrika. Lebt und arbeitet in Wien.

dieb13
Dieter Kovacic's best-known alias is dieb13, but he has also performed and recorded under the monikers Takeshi Fumimoto, Echelon, Dieter Bohlen, and dieb14. He sprang into action in the mid-'90s, as the Viennese avant-garde scene was picking up a momentum. His rare solo releases are complemented by a number of collaborations with the likes of Boris Hauf, Werner Dafeldecker, Martin Siewert, and Christof Kurzmann, all artists revolving mainly around the Viennese labels Charhizma and Durian.
dieb13 Kovacic was born in 1973. He came to music from the DJ side, instead of a more traditional musical background. He began to tweak cassette players and turntables in the late '80s, and later moved to the computer. In 1995, he applied for a studies program in electro-acoustic music at the Viennese College of Music, but was turned down. Ironically, his professional career started at around the same time. First, he self-released a cassette with Stefan Geissler titled Lomophonien. The label Rhiz invited him to contribute to the compilation Picknick mit Hermann (1997), and things picked up from there. Kovacic began to play in Kurzmann's Orchester 33 1/3, ©, Shabotinski, Radio Fractals, and Efzeg.
In 1998, he contributed a track to Turntable Solos, a compilation released by the Japanese label Amoebic. Disguised as Takeshi Fumimoto, he resided amid Otomo Yoshihide, Christian Marclay, and Merzbow. For his first solo CD, Restructuring (2000, Charhizma), Kovacic remixed the contents of a whole experimental music festival. The album was released "open content" by the artist, a conscientious copyright objector. With this CD confirming his mastery of the turntable, he quickly moved to other pastures, stripping his sound of recognizable references to use record-less players and eventually the computer. In early 2002, For4Ears released Streaming, an electro-acoustic improv trio with Günter Müller and Jason Kahn. (François Couture)

Der Film "Die freudlose Gasse" von G.W. Pabst
Ein Querschnitt menschlicher Schicksale im Wien der Inflationszeit: In der Melchiorgasse liegen Elend und Luxus nah beieinander. Hier treffen sich die Verlierer und Gewinner, Prostituierte und Geschäftemacher, Kuppler und Spekulanten. Der Fleischer gibt seine Ware nur gegen sexuelle Dienste heraus. Die Schneiderin betreibt einen Klub, in dem sie junge, hübsche Mädchen verkuppelt. Die freudlose GasseEin Mann, der an der Börse ein Vermögen machen will, flirtet mit einer reichen Frau. Seine ehemalige Geliebte, inzwischen selbst Mätresse eines reichen Geschäftsmannes, ermordet die Frau aus Eifersucht. Ein Hofrat verliert sein ganzes Geld an der Börse. Seine Tochter landet im Bordell der Schneiderin. Und am Ende kommt auch der brutale Fleischer ums Leben, erschlagen von einer hungernden Mutter.
Der Film beruht auf der Bearbeitung eines 1924 erschienenen Romans von Hugo Bettauer und wurde in nur fünf Monaten realisiert. Die Geschichte war seinerzeit hoch aktuell und politisch brisant: Bettauer war dem damals sogenannten "roten Wien" zugehörig, seine Arbeit in den deutschsprachigen Ländern äußerst umstritten. Rechtsgerichtete Politiker prangerten seine Werke an, Ende 1924 forderten nationalsozialistische Zeitungen seine "Ausrottung". Noch während der Dreharbeiten wurde der Schriftsteller ermordet. Kaum ein Film der internationalen Filmgeschichte wurde von der Zensur aus politischen und moralischen Gründen nachhaltiger gekürzt und verfälscht. Manche Länder verboten ihn sogar ganz. Nach seinem Erscheinen erhielt "Die freudlose Gasse" besonders von der linken Presse hervorragende Kritiken. (Aus: filmportal.de)

Links
Burkhard Stangl stangl.klingt.org
dieb13 dieb13.klingt.org
filmportal.de www.filmportal.de