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Freitag, 02.12.2005, 20.00 Uhr
WIST, Graz

    Plakat

A Wöd Musik


Das etwas andere Wienerlied


Richard Klammer (AU)Trompete, Stimme
Martin Zrost (AU)Saxophone, Klarinetten, Gitarre, Stimme
Petra Ackermann (AU)Viola
Christof Dienz (AU)Fagott
Oskar Aichinger (AU)Klavier, Stimme, Komposition
Vincenz Wizlsperger (AU)Kontrabass, Tuba, Kindergitarre, Stimme
Paul Skrepek (AU)Schlagzeug, Kontragitarre, Stimme

Sieben "Wöd"-Musiker und ein etwas anderer Wienerliedabend: Zwei ganz unterschiedliche, und dennoch verwandte Charaktere - Franz Schubert und Franz Mika - bilden das Fundament dieser musikalischen Revue, die zugleich eine Zeitreise vom 19. ins 21. Jahrhundert ist: Den einen braucht man nicht vorzustellen, der andere war ein begnadeter Volkskünstler, der vor allem in der Zwischenkriegszeit mit unzählige Gstanzln seine größten Erfolge feierte. Völlig ohne wehleidige Weinseligkeit, falsche Todessehnsucht und peinlichen Wien-Chauvinismus - allesamt vermeintliche Grundingredienzen der Wiener Seele - sind seine Texte geradlinig, proletarisch, unsentimental und oft sehr direkt erotisch. Neben Versatzstücken aus dem Oeuvre der beiden Hauptprotagonisten werden auch andere Perlen Wiener Musik unter der stets einfühlsamen Zeichnung des kongenialen Oskar Aichinger zur Sprache kommen, in bunter Folge mit Interpreten, die allesamt schon seit langem ihre Erfahrungen mit dem Volxmusik-Idiom gesammelt haben - so etwa im legendären "Kollegium Kalksburg" oder mit "Die Knödel".

Zwei ganz unterschiedliche und dennoch im Grunde verwandte Charaktere bilden das Fundament dieser musikalischen Revue, die zugleich eine Zeitreise vom 19. ins 21. Jahrhundert ist: Franz Schubert und Franz Mika. Den Einen braucht man nicht vorzustellen und dennoch verwundert es, dass zeitgenössische Wiener Komponisten und Improvisatoren zwar immer wieder auf Johann Strauß zurückgreifen, ihn, den in jedem dritten Wienerlied liebevoll als Franzl Titulierten, aber kaum anrühren. Der Andere ist so gut wie unbekannt und war dennoch ein begnadeter Volkskünstler, der vor allem in der Zwischenkriegszeit seine größten Erfolge feierte. Schlosser von Beruf, hatte er nicht nur die Energie, unzählige Gstanzln zu schreiben und diese, meist zusammen mit einem Duopartner, abends vorzutragen, sondern seine Werke auch noch im Eigenverlag herauszubringen. Was mich an Mika fasziniert, ist die völlige Absenz von wehleidiger Weinseligkeit, falscher Todessehnsucht, peinlichem Wien-Chauvinismus, allesamt vermeintliche Grundingredienzen der Wiener Seele. Seine Texte sind geradlinig, proletarisch, unsemtimental und oft sehr direkt erotisch. Er hebt sich damit weit über das Niveau eines "Humoristen" in die Sphäre des Künstlerischen hinaus, auch wenn er genau wusste, was er seinem einfachen Publikum schuldig war. Die Aura der Werke vom Mika und vom Schubert Franz ist Programm für dieses Projekt. Neben Versatzstücken aus dem Ouevre der beiden Hauptprotagonisten werden auch andere Perlen Wiener Musik zur Sprache kommen, in bunter, teilweise anarchischer Folge mit Interpreten und Improvisatoren, die allesamt schon ihre Erfahrungen mit dem Volxmusik-Idiom gesammelt haben. (Oskar Aichinger)

Oskar Aichinger
wurde 1956 in Vöcklabruck geboren. Während des Musikstudiums in Salzburg (Schulmusik, Klavier und Dirigieren) u.a. Leiter des Oberösterreichischen Blechbläserensembles und Chorleiter. Preisträger beim Interpretationswettbewerb für Neue Musik des ORF Salzburg 1979. 1986-1990 Ballettkorrepetitor an der Wiener Staatsoper. Bis 1995 im Schuldienst, seitdem als freiberuflicher Komponist und ausübender Musiker mit Schwerpunkt Jazz in Wien tätig, aber auch Konzerte in Deutschland, Polen, Italien und Belgien.

Ausbildung:
erster Klavierunterricht mit 8 Jahren, später auch Violine; 1974 Matura, 1974-1976 Montanuniversität Leoben, 1976-1983 MHS Mozarteum Salzburg: Musikpädagogik, Klavier, Dirigieren; Uni Salzburg: Geschichte

Tätigkeiten:
1976-1983 Kammermusiker, Leiter eines Kammerorchesters, erste Kontakte mit Jazz und Tanzmusik, 1983/1984 Probejahr als AHS-Lehrer in Salzburg, 1984-1986 Ballettkorrepetitor an der Wiener Staatsoper; mehrjährige musikalische Krise und Untätigkeit bzw. Rückzug ins Lehrerdasein; 1990 Reduktion der Lehrverpflichtung, musikalischer Neubeginn, Gründung des Duos Steinaich-Irrding mit Hans Steiner, beginnende Kompositionstätigkeit, Duo mit Walter Malli (SSax); Teilnahme an Workshops mit Jimmy Giuffre und Anthony Braxton, seit 1992 musikalischer Leiter des Ensembles Maxixe (von Burkhard Stangl), 1993 Mitwirkung im Film "Malli - Artist in Residence", seit 1993 Zusammenarbeit mit Max Nagl (Sax) im Duo/Quintett, 1994 Nagl-Malli-Quartett mit Max Nagl, Walter Malli und Sunny Murray, 1994 Pianist in der Band "1000 Rosen", Mitwirkung am pädagogischen Projekt "Klangnetze" und in der Lehrerfortbildung, 1995 Komponist und Dirigent im Projekt "Ton.Art plays Austrian Hollywood Composers" im Wiener Odeon, seit 1995 Karenzierung vom Schuldienst, freiberufliche Tätigkeit; 1996 Gründung des Oskar-Aichinger-Oktetts: Lorenz Raab (Trp), Max Nagl (Sax), Hans Steiner (BKlar), Joanna Lewis (Vl), James Hogg (Va), Oskar Aichinger (Pf), Patrice Heral (Perc); Solokonzerte.

Konzerte:
Ulrichsberger Kaleidophon, Konfrontationen Nickelsdorf, Konstanzer Jazzherbst, Wien-Berlin-Jazzfestival (Berlin), "Ton.Art plays Austrian Hollywood Composers" (Odeon Wien), Festival "The Metamagic of Fritz Spielmann" (Wien), Hörfest Stainach, Festival "Hörgänge" Wien, TonArt-Konzerte im Kunstmuseum Bern , Festival of Central European Culture (London), Jazzfestival Saalfelden

Stilbeschreibung:
Man stelle sich einen Haufen aus Ziegeln, Zement, Glas, Fensterrahmen, Türen, Heizungsrohren usw. vor. Ich sage nicht, daß aus alldem unbedingt ein Haus gebaut werden muß, um eine schlüssige Gestalt zu formen. Es genügt, den ganzen Haufen ins Museum zu schaffen, schon hat sich seine Bedeutung radikal geändert, er ist "Form" geworden. Nichts Anderes hat Cage mit der Stille gemacht, er hat sie einfach in den Konzertsaal gestellt. Der traditionelle Hörer erwartet natürlich immer nur Häuser. Die dürfen zwar durchaus unkonventionell sein, aber Häuser müssen sie bleiben. Wir aber müssen dem Hörer zeigen, dass man aus dem Haufen auch andere Dinge bauen kann, die er in der Lage ist, aufgrund der Erinnerung an Ziegel, Glas, Heizungsrohre usw. auf seine Art zu verstehen. Und wir müssen es verstehen, zu berühren, ohne simpel zu verführen und zu manipulieren. Das ist in Zeiten einer monströsen Popular(un)kultur ein heikles Unterfangen, aber unbedingt notwendig, damit sich die Kunst nicht endgültig selbst aus dem Verkehr, sprich dem gesellschaftlichen Diskurs, zieht. Ich gehe einmal davon aus, dass das Berührende im "Jazz" die Improvisation, also die (Ent-)Äußerung des Subjekts ist (zumindest ist es mir als Rezipient immer so ergangen). Diese sollte durch die Komposition möglichst wenig gestört werden, sodaß komponierte Elemente und formale Struktur sozusagen nur als Zündkerzen in jenem explosiven Gemisch aus Subjekten fungieren, das letztlich den Motor für die Musik in Bewegung setzt. Das Improvisieren über Standards bedeutet letztlich nichts anderes, ist aber für mich aus historischen, persönlichen (Ich bin kein New Yorker) und formalen Gründen obsolet. Ich träume von einer Musik, die ganz der Kunst und ihrem komplexen Mysterium verpflichtet, aber dennoch begreifbar ist, einfach und zugleich raffiniert, vergleichbar einem guten Witz.