Presse / Fotos |
› aus Kronen Zeitung, 16.12.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kleine Zeitung, 08.12.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kronen Zeitung, 13.11.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Concerto, 05-2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kronen Zeitung, 01.11.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kleine Zeitung, 30.10.2015 1. Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.2. Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. › aus Kronen Zeitung, 29.10.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.›musicaustria, 14.10.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kronen Zeitung, 18.10.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kleine Zeitung, 18.10.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kleine Zeitung, 11.09.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Megaphon", Ausgabe September/2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "music austria", 10.09.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Concerto, 02-2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kronen Zeitung, 23.04.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kronen Zeitung, 14.01.2015 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Concerto, 15-2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Kronen Zeitung, 09.12.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus Kronen Zeitung, 23.11.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Freistil #57, November/Dezember 2014 Gratwanderungen - Neues von Frank GratkowskiDer Artikel kann hier heruntergeladen werden. › aus Kronen Zeitung, 22.10.2014 "open music" - Herbstkonzerte - Von Jazz bis PropagandaDer Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Falter, 42-2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kleine Zeitung, 17.10.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus Kleine Zeitung (2), 17.10.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus Concerto 2-2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Freistil #53, März/April 2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Falter, 11-2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kleine Zeitung", vom 20.03.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kleine Zeitung", vom 22.03.2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus Concerto 1-2014 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kronen Zeitung", vom 12.12.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 22.11.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Freistil" #52 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kleine Zeitung", vom 01.11.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 11.11.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kleine Zeitung", vom 13.02.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 13.02.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› auf "vimeo" kann man sich ein Video der Performance des Stückes "Generation Kill - offspring 1" (Stefan Prins, 2012) anschauen. › aus "Megaphon", Ausgabe Januar/2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kleine Zeitung", vom 12.01.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 14.01.2013 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kronen Zeitung", vom 09.11.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kleine Zeitung", vom 18.11.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 18.11.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Concerto", Ausgabe 05/2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 19.09.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "terz", vom 19.04.2012 Der Artikel kann hier angeschaut werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 20.04.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kleine Zeitung", vom 08.01.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kronen Zeitung", vom 15.01.2012 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kronen Zeitung", vom 29.11.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 13.11.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Kleine Zeitung", vom 11.11.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Megaphon", Ausgabe Oktober/11 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 16.10.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Falter", Ausgabe 41/11 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Megaphon", Ausgabe Oktober/11 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.› aus "Standard", vom 14.10.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
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› aus "Kronen Zeitung", vom 22.03.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 20.02.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kronen Zeitung", vom 24.01.2011 Der Artikel kann hier heruntergeladen werden. |
› aus "Kleine Zeitung", vom 03.12.2010 Solostücke, die Grenzen einreißenMit der ungewöhnlichen Besetzung E-Gitarre (Yaron Deutsch), Saxofone (Vincent Daoud), Perkussion (Tom De Cock), präpariertes Klavier (Reto Staub) und Elektronik (Alfred Reiter) gastierte das 2006 in Tel Aviv gegründete Avantgarde-Ensemble Nikel bei open music im Minoritensaal. Neben Grenzen einreißenden (Solo-)Stücken zwischen energischer Pianistenstimme und hochpräzisen Klaviertönen (Georges Aperghis: "Conversation X") oder chaconneartigen Variationen über ein Gerüst aus E-Gitarren-Brummschleifen (Fausto Romitelli: "Trash TV Trance") erklang auch deutlich weniger überzeugende "Neue" Musik; etwa das kompensatorisch laut beginnende Ensemblestück "Localized Corrosion" von Philippe Hurel, dessen überstrukturierte Abschnitte an Paisleymuster erinnerten. HS KK |
› aus "Kronen Zeitung", vom 11.11.2010 Bei "open music" im Grazer Stockwerk: Eine geballte LadungStilistisch bestens aufgehoben war das Hélène Labarrière Quartett im gut besuchten Grazer Stockwerk beim Gastspiel von Ute Pinters Konzertreihe "open music". Die französische Kontrabassistin bestätigte ihren großen Ruf mit lustvollem Kammer-Jazz: unbändig, komplex - und bis in die Haarspitzen originell. Mit seltsam verdrehten, aber stets einprägsamen Bass-Motiven gab die leidenschaftlich musizierende Hélène Labarrière ihren Stücken Richtung. Schlagzeuger Christophe Marguet veredelte diese charismatischen Grooves ideenreich und rhythmisch brillant zu rotierenden Fundamenten. Eine mitunter wild verzerrte, um provokante Kommentare nicht verlegene Western-Gitarre (Hasse Poulsen) und ein kraftvollrotziges, kompromisslos die Aussage suchendes Baritonsaxophon (Francois Corneloup) assistierten mit notierten Synchronmelodien oder legten sich mit sperrigen Irritationen quer. Zwei ausgiebige Sets im Spannungsfeld von selbstbewusstem Kammer- und unbändigem Free Jazz kokettierten nicht selten mit der simplen Kraft des Rock-Riffs, um an anderer Stelle in fragil-rasante Meditationen und verspielte Spontanität abzudriften. Mit erfrischender Risikofreude steuerte das Quartett stilistische Häfen der jüngeren Jazzgeschichte an, ohne jemals Anker zu werfen - und begeisterte sein Publikum mit einer geballten Ladung Originalität. M. Wagner |
› aus "Standard", vom 20.10.2010 Pianistischer Eigenbrötler"Nein, auf gar keinen Fall!", antwortete Borah Bergman bereits vor Jahren auf die Frage, ob er sich als Free-Jazz-Pianist betrachte. Und ergänzte: "Mein Pianospiel ist frei, aber auch wiederum nicht. Mir fällt kein Free-Jazz-Musiker ein, der mein Spiel beeinflusst hätte. Cecil Taylor ist ja die gleiche Generation wie ich - nur dass man mich nicht kennt." An den beiden Kernaussagen dieses Zitats hat sich nichts geändert. Borah Bergman, 1926 in Brooklyn geboren, gilt bis heute als einer der meist unterschätzten, zugleich interessantesten Sonderlingen des modernen Jazzpianos. Seine Musik, die er selbst am liebsten mit Jackson Pollock und Willem de Kooning beschreibt, ist geprägt vom Konzept der Gleichrangigkeit beider Hände: Ausgehend vom Eindruck, den der einhändige Pianist Paul Wittgenstein auf ihn hinterließ, unterwarf er seine linke Pranke einem jahrelangen Spezialtraining. Die virtuose Dichte seines Spiels, in dem dennoch immer wieder harmonische Valeurs ausgekostet werden und melodische Ideen zum Zug kommen, zeugt davon. Nach Aufnahmen mit Saxofonisten von Evan Parker bis Oliver Lake ließ Bergman zuletzt mit zwei CDs für Tzadik aufhorchen: In ihrem Rahmen spürt er seinen jüdischen Roots, u. a. Kantoralgesängen seines Großvaters, nach. Borah Bergman, der mit Schlagzeuger Michael Wimberley nach Österreich kommt, ist in jeder Hinsicht eine Entdeckung wert. Andreas Felber |
› aus "Neue Zeitschrift für Musik", Ausgabe 5 (September/Oktober) 2010 kurz und gut: shortCutsEin Artikel von Ursula Strubinsky Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Kronen Zeitung", vom 18.10.2010 "open music" in GrazGegenwarts-Miniaturen Das Klarinettenduo Petra Stump/Heinz-Peter Linshalm präsentierte Auszüge aus seinem Projekt "ShortCuts" im Grazer Museum der Wahrnehmung. Starke zeitgenössische Momente bei "open music". "ShortCuts" greift auf Dutzende eigens komponierter Werke von durchschnittlich drei Minuten zurück. Darunter etwa "weisse schatten" vom anwesenden Klaus Lang, in dem zartestes Rauschen mit unterschwelligen Haltetönen rang, oder Germán Toro Pérez' "En vilo", das mikrotonale Interferenzen thematisierte. Andere pflegten eine weitaus kraftvollere, mitunter aufgeregte Sprache. Das Duo überzeugte durch brillante Beherrschung des Klangrepertoires, und trotz vieler Handschriften kristallisierte sich eine Idee von zeitgenössischer Musiksprache heraus, die ohne den Applaus, der jedesmal die Atmosphäre brach, wohl noch stärker gewirkt hätte. M. Wagner |
› aus "Kleine Zeitung", vom 10.10.2010 …Grenzen sprengen, dieses Ansinnen hat auch Ute Pinter von open music. Sie präsentiert in der Nacht des Jazz mit Kalte Laar einen DJ, der via Klangpostkarten eine "ironische" Kartografie der Jazzgeschichte in den Raum wirft. Im Gepäck: die Sammlung des Temporary Soundmuseums. Pinter:"Wir stehen für Grenzüberschreitungen zwischen Jazz, Elektronik - zeitgenössische Musik im Sinne von Musikkunst." Was Pinter an der Grazer Szene gefällt? "Dass sie sehr lebendig ist." Jeder Veranstalter finde eigene Nischen - wie viel los ist, zeigt alleine die Vorschau einer Woche. … Der vollständige Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. |
› aus "Neue Zeitschrift für Musik" 06/2010, Seite 78 Vom Hier und Jetzt ins NirgendwoIn seiner achttägigen Ausdauerperformance «Nowhere» sucht der Pianist Marino Formenti nach Erleuchtung Ein Artikel von Thomas Wolkinger. Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Frontal" vom 15.10.2010 "Habe geweint"Wie ist das, acht Tage lang rund um die Uhr beobachtet zu werden und fast rund um die Uhr Klavier zu spielen? Der Starpianist Marino Formenti hat es im Grazer Stadtmuseum ausprobiert. In FRONTAL zieht er exklusiv Bilanz. Ein Artikel von Christof Huemer. Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Neue Kronen Zeitung" vom 04.10.2010 "herbst" NotizenDer Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Falter" Ausgaben 39 und 40/10 Das herbst-Tagebuch - Was ein Festivalbesucher in Graz so alles erleben kannThomas Wolkinger ist ständig im steirischen herbst unterwegs Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Kleine Zeitung" vom 29.09.2010 Zeitlose Musik im NirgendwoAcht Tage lang lebt der Pianist Marino Formenti in einem Raum des Grazer Stadtmuseums und spielt ein Ausdauerkonzert zwischen Matrazen. Ein Liege-Bericht Eine Reportage von Nina Müller Der Artikel ist etwas länger. Deshalb kann er hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Neue Kronen Zeitung" vom 29.09.2010 "Nowhere" von Marino Formenti im "steirischen herbst"Konzert in extremer Situation Martin Gasser Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Salzburger Nachrichten" vom 28.09.2010 Staunen über die Stille, Staunen über das WerkFaszinierender Klaviermarathon im "steirischen herbst": Eine Woche lang widmet sich Marino Formenti gänzlich der Musik Martin Behr Der Artikel kann hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Neue Kronen Zeitung" vom 20.09.2010 Der Pianist Marino Formenti lebt und spielt acht Tage im Grazer Stadtmuseum"Die Musik kennt keine Rezepte" Ein Interview von Martin Gasser Der Artikel ist etwas länger. Deshalb kann er hier als PDF heruntergeladen werden. › aus "Falter", Ausgabe 38/10 Von der Schönheit des VerzichtsIm steirischen herbst macht sich der Pianist Marino Formenti auf die Suche nach Erleuchtung Ein Interview von Thomas Wolkinger Der Artikel ist etwas länger. Deshalb kann er hier als PDF heruntergeladen werden. |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 09.06.2010 ZOOM!-Night der Jazzwerkstatt Wien im Grazer StockwerkEigensinn, Interaktion, Synthese Im Rahmen von "open music" trat das neu gegründete New Ensemble der Jazzwerkstatt Wien gemeinsam mit internationalen Gästen im Grazer Stockwerk auf. Das Konzert, dem zwei Probentage vor Ort vorausgegangen waren, präsentierte das Projekt ZOOM!, einen Zusammenschluss von jungen europäischen Jazz-Kollektiven. Etwas mehr formaler Mut hätte dem auf drei Sets angelegten Abend gut getan. Das Zusammentreffen eines eingespielten Ensembles mit Gleichgesinnten aus Großbritannien (Trompeter und ZOOM!-Theoretiker Tom Arthurs sowie Elektroniker Sam Britton) und Italien (Schlagzeuger Zeno de Rossi) ließe sich anschaulicher inszenieren als im bloßen gemeinsamen Vortrag vorbereiteter Stücke. Eine Tatsache, welche die Qualität des Gebotenen allerdings kaum schmälerte. Die anspruchsvollen Eigenkompositionen changierten zwischen der Attraktivität innovativer Klangspielereien und der Vertracktheit schwieriger Zählstücke. Ulkiges Keyboard-Gezirpe (Clemens Wenger), großartige Soli und warm-weiche Bläsersätze (Daniel Riegler und Clemens Salesny) sowie eine mit seriellen Zerlegungen und charmanter Pop-Annäherung spielende Gitarre (toller Sound: Peter Rom) präsentierten die ganze Bandbreite des zeitgenössischen Jazz. Freigeist und "Nerd" lagen in diesem Programm nicht allzu weit auseinander, Qualität und Nachvollziehbarkeit der Stücke waren unterschiedlich. Module wurden eigensinnig parallel geführt oder interagierten sachte, manchmal waren sie schlüssig gekoppelt. Dort entstanden groovige Synthesen und innovative klangliche Traumwelten, dort führte das internationale Gipfeltreffen zum Erfolg. Matthias Wagner |
› aus "Falter" 15/10 Sie bringen Leben in die Gasse, Herr Stangl?Der Musiker Burkhard Stangl wird mit seinem Kollegen dieb 13 den Stummfilm "Die freudlose Gasse" von Georg Wilhelm Pabst (Deutschland, 1925) im Dom im Berg live vertonen. "Die Wiener Konzerthausgesellschaft und das Filmarchiv Austria sind mit dem Wunsch an mich herangetreten, eine Komposition für den Film anzufertigen. Anlass war, dass der Film restauriert und digitalisiert wurde. Ich habe lange recherchiert, mir viele Filme aus dieser Zeit angeschaut und beschlossen, eine eher distanzierte Haltung zum Film einzunehmen, um ihm gerecht zu werden. Ich habe eine Filmmusik komponiert, die sozusagen verschwindet, aber dennoch fehlen würde, wenn sie nicht da wäre. Die Komposition bildet die Grundlage für die Live-Vertonung, da bleibt auch Platz für Improvisation." TS |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 31.01.2010 "open music" im Forum Stadtpark: ZWERM & Stefan PrinsWohl durchdachte Beliebigkeit "open music" gastierte im Grazer Forum Stadtpark mit einem durchwegs spannenden, insgesamt etwas überspannten zeitgenössischen Programm in außergewöhnlicher Besetzung. Das multinationale E-Gitarrenquartett ZWERM musizierte mit dem belgischen Komponisten und Elektroniker Stefan Prins. Außergewöhnlich die "Versuchsanordnung" des Konzerts: Rund um das Publikum waren auf vier Podesten die Gitarrenverstärker postiert, deren Klang-und Rückkopplungseigenschaften gleich mit dem ersten Stück, Agostino Di Scipios "Modes of Interference III", eingehend untersucht wurden. Ein imposantes Surround-Hörerlebnis. In der Mitte des Raumes befand sich die Leitzentrale mit Laptops und allerlei Spielzeug. Dort versammelten sich die Gitarristen für Stefan Prins' "Infiltrationen", um ihre Intrumente mit allen möglichen Gerätschaften zum Zirpen, Jaulen und Klappern zu bringen. Marmeladengläser, Rasierapparate, Milchschaumschläger erzeugten einen skurrilen, zeitlich organisierten Signalwald, den Prins selbst mittels Midi-Mixer verfeinerte. Es war hörbar gemachte, wohl durchdachte Beliebigkeit, ähnlich wie in Karlheinz Essls ursprünglich für Bläser komponiertem "7x7. Musical Mobile for Intrumental Quartets". Motive wurden nach einem ausgeklügelten System von einer Tabelle abgelesen, und jede der vier Gitarren durchwanderte diese in ihrem eigenen Tempo. Hier taten sich Gestaltungsräume auf, die nachvollziehbare Interaktion zuließen. Solche ergaben sich zuletzt auch in Mario Del Nunzios "27s", in dem wilde Deafnote-Orgien quer durchs Gemüsebeet effektiert wurden. Matthias Wagner |
› aus "Kleine Zeitung" vom 26.01.2010 Heiße Spur der GrenzgängerHappy New Ears! Wer nach zeitgenössischer Musik sucht, wird in Graz bestens bedient. Auch und vor allem von Vereinen und Privatinitiativen. Hier eine feine Auswahl. Musik ist das Geräusch, das denkt", wusste schon Victor Hugo. In Graz denkt es viel Neues: bei Festivals wie dem steirischen herbst im "Musikprotokoll", in Orchestern wie "recreation", an der Kunstuniversität vom Mumuth bis zum IEM Cube … Daneben gibt es aber eine ganze Reihe von Vereinen und Privatinitiativen, die im Sinne von Hans Zenders Buch "Happy New Ears" wünschen und zum Abenteuer laden, gegenwärtige Musik zu hören. Ohrenöffnerin par excellence ist Ute Pinter. Die 43-Jährige betreut seit 1999 die von Wim van Zutphen initiierte und später von Wolfgang Hattinger fortgeführte Reihe "open music", bei der schon der Name der Selbstauftrag ist. Die Leobnerin, in Wien auch für die Jeunesse für Jazz und Zeitgenössisches zuständig, lädt dabei zu raffinierten Grenzgängen, auf denen Tanz, Kino oder Theater treue Begleiter auf Musikspuren zwischen Laute und Laptop sind. "Ich glaube einfach daran, dass Qualität noch immer eine Tugend ist", sagt die Solo-Impresaria mit dem ansteckenden Lachen. Glauben wir auch, schließlich trägt ihr kleines, feines Klanglabor das Gütesiegel 1A. von Michael Tschida |
› aus "Freistil", Ausgabe 28 Larry Ochs Sax & Drumming Corestone shift RogueArt / Extraplatte / rec: 07 Larry Ochs (ss, ts), Scott Amendola (dr), Donald Robinson (dr); Gäste: Satoko Fujii (p, synth), Natsuki Tamura (tp) Der Sound des Blues, herübergerettet aus der Klassik in die Neuzeit, dominiert das Gebläse von Larry Ochs im "Sax & Drumming Core" von Beginn an wie auch in dessen dritter Platteneinspielung. Vom Flüstern bis zum Schreien ist es für Ochs nur ein Katzensprung. Einmal mehr erweist er sich als ein Meister der vielen, oft divergierenden Temperamente, die er in kompostorischer Sonderklasse perfekt aneinanderzufügen und dramaturgisch auszustatten und zu gewichten weiß. Das gelang ihm im großen Format der (elektrischen) Neuerfindung von Coltranes Ascension, das gelingt ihm in kleinen Format von "Sax & Drumming Core". Entsprechend genial skizziert er die Positionierung der Gäste - beide bisweilen zu Gast der Electric Ascension: Fujii behämmert das Klavier und sorgt auf dem Opener "Across From Over" für mildeste bis wildeste Orgeltöne am Süntuseisen, wie wir Jugendliche das Ding nannten; und Tamura kultiviert die Freejazztrompete, besonders im Titelstück, das Ochs dem Filmemacher Akira Kurosawa gewidmet hat, dass es eine Freude und eine Inspiration im Gleichklang ist. "Stone Shift": ein tolles Album, live mitgeschnitten zu drei Vierteln in Venedig, zu einem in Los Altos, Kalifornien. Post scriptum noch zwei Österreichbezüge: Larry Ochs bedankt sich am Cover bei "Carla Kihlstedt and all the cats producing Music Unlimited 21 in Wels, Austria". Und die "Stone Shift"-CD-Präsentationstour macht Anfang Dezember auch Halt bei Ute Pinters "open music"-Konzertreihe in Graz und Wien. (felix) |
› aus "Kleine Zeitung" vom 03.12.2009 Belebung eines Bratschen-SauriersHaydns Fürst Nikolaus Eszterhazy spielte ein ähnliches Instrument zwischen seinen Beinen, im Gegensatz zum Baryton wird die Viola d´amore aber im Arm gehalten. Der Ire Garth Knox zeigte bei "open music" im Museum der Wahrnehmung, wie man mit sieben Darmsaiten über sieben Resonanzsaiten dieses "Bratschen-Sauriers" hochfeine Kammermusik bietet. Seine Kompositionen entwickelte der einstige Bratschist des "Arditti Quartetts" aus Spieltechniken, während in Georg Friedrich Haas´ Solo (2000) der Klangzauber der Resonanzsaiten elektrisch verstärkt wurde. Musikalisch noch interessanter Knox´ Partnerin, die französische Cellistin Agnès Vesterman: Ihre "Sieben Schmetterlinge" von Kaija Saariaho setzten einen starken Höhepunkt. HS KK › aus "Neue Kronen Zeitung" vom 03.12.2009 Knox/Vesterman im Grazer MUWA: Ein epochaler BogenDer in Paris lebende irische Bratschist Garth Knox ist einer jener genialen Sonderlinge, die ihre Musik stets als packende Geschichte erzählen. Gemeinsam mit der französischen Cellistin Agnès Vesterman gab er bei "open music" im Grazer Museum der Wahrnehmung ein euphorisch bejubeltes Konzert. Wie unbekümmert dieses Duo unterschiedlichste Epochen zu einem schlüssigen Paket schnürte, das hatte Seltenheitswert. Mit Marin Marais' "Folies d´Espagne" von 1685 demonstrierten sie die "Obsession der Wiederholung". Knox bediente seine Viola d´Armore, die Vorfahrin der Bratsche, mit musikantischer Freude. Luftig sein Bogen, ehrlich bis zum Kiekser; die Doppelgriffe leidenschaftlich bis zur Unsauberkeit. Ein sensationeller Zugang zur alten Musik, von der aus ein direkter Bogen in die unmittelbare Gegenwart zu effektreichen Solostücken von Georg Friedrich Haas und Roland Moser geschlagen wurde. Agnès Vesterman, die im Zusammenspiel selbst einfachste Bassfiguren mit unerhörter Aufmerksamkeit bedachte, hatte bei George Crumbs dissonanter Leidenschaft und Kaija Saariahos flirrenden Obertönen große solistische Momente. In Knox' originellen, mit unorthodoxen Spieltechniken hantierenden Eigenkompositionen klang viel von jener betörenden gälischen Folkore durch, der sich der Zugabenteil noch einmal in Reinkultur widmete. Matthias Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 12.11.2009 Zerfall des KollektivsEin internationales Quartett um den jungen Schweizer Posaunisten Samuel Blaser beehrte das Grazer Stockwerk im Rahmen von "open music". Es war ein Abend, an dem "Jazz" in weiter Ferne lag, an dem konsequent eigene Wege beschritten wurden. Während Bassist Bänz Oester und Schlagzeuger Gerald Cleaver dezente Flächen, Wirbel, Grooves anlegten, widmeten sich Gitarrist Marc Ducret und Samuel Blaser weitgehend autonom ihren packenden solistischen Zwiegesprächen. Ducret erwies sich dabei als wahrer Tausendsassa der experimenteilen Gitarre, trat diplomatisch auf, ergänzte, arrangierte, Blaser lotete mikrotonale Interferenzen aus und grübelte anschaulich in der Klangphänomenologie seines Instruments. Über allem lag eine selten erlebte emotionale Strenge, bedingt nicht zuletzt durch den mitunter demonstrativen Zerfall des Kollektivs. Jedoch: Selbst im schwierigsten musikalischen Terrain bewahrte dieses Quartett eine faszinierende Trittsicherheit. Matthias Wagner |
› aus "Kleine Zeitung" vom 05.11.2009 Einfühlsame elektrische EntrückungenZeena Parkins und Ikue Mori bei Open Music. Die Harfe, das Instrument, das in englische Sphären entführt? Falsch gedacht, zumindest bei Zeena Parkins. Die New Yorkerin arbeitet seit Mitte der 1980er-Jahre an einem ganz anderen Harfenklang zwischen Avantgarde, Noise und Improvisation. Die Harfe wird bei ihr unter Strom gesetzt, mit Wah-Wah-Pedal verstärkt oder mit Nägeln bearbeitet. Die bisweilen an Jimi Hendrix erinnernden Klänge finden auch im Popbereich ihren Niederschlag - bei Björk, Sonic Youth, Matmos, sogar im Hintergrund von Holes MTV-Unplugged-Konzert. Als Phantom Orchard, in Duoformation mit Ikue Mori (ihrerseits selbst eine Ikone, die schon bei Arto Lindsays DNA Schlagzeug bzw. Drumcomputer bediente), räumten die beiden im Forum Stadtpark dem Entrückten im Harfenklang wieder mehr Raum ein. Kongenial begleitet von einfühlsamem Elektronik-Gefrickel aus Ikue Moris Laptop und Visuals, die man aber ob der Faszination von Parkins' Harfenspiel aus den Augen verlieren konnte. Nina Müller › aus "Neue Kronen Zeitung" vom 05.11.2009 Sperrig nur im DetailZwei Ikonen der New Yorker Avantgarde-Szene beehrten im Rahmen der Konzertreihe "open music" das Grazer Forum Stadtpark. Seit 2004 im Duo "Phantom Orchard" vereint, haben Ikue Mori (Elektronik) und Zeena Parkins (Harfen, Omnichord) bereits vor über zwanzig Jahren gemeinsam experimentiert. Dementsprechend souverän und anschaulich komponierte das Duo seine im Detail durchwegs sperrigen Stücke. Parkins rotierte zwischen ihren Instrumenten: Dort ein krachiges Glissando-Riff auf der E-Harfe, hier eine polyphone Walze am Omnichord. Auch sinnierende Melodien entsponnen sich, schlichtweg genial die harmonischen Kunstgriffe in den Arpeggi der klassischen Harfe. Ikue Moris Laptop steuerte - von elektronischem Zwitschern und schwebenden Sinustönen bis zu vereinzelten Drones und Beats - eine große Bandbreite elektronischer Klänge bei. Gegenseitiges Nachahmen und Kommentieren waren die Grundlagen der Interaktion beider Pionierinnen, unbeschwerte Beliebigkeit und systematische Strenge durchschritten organische Wandlungsprozesse. Die zunächst vorherrschende akustische Glasbläserkunst wurde zunehmend von rauen Industrial-Sequenzen aufgerissen, die Farben greller, der Ton deftiger. Doch auch in diesen grobschlächtigen Kälteeinbrüchen lagen gestalterische Klasse und stets nachvollziehbare Musikalität. Matthias Wagner |
› aus "Neue Zeitschrift für Musik", Ausgabe 6 (November/Dezember) 2009 An den SchnittmengenDie Grazer Konzertreihe "open music" Der Artikel ist etwas länger. Deshalb kann er hier als PDF heruntergeladen werden. von Otmar Klammer |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 18.10.2009 Improvisierte Perlenketten"open music" setzt einen Schwerpunkt (16., 22., 25. Oktober) im Grazer WIST, dessen ersten Abend die Pianistin und Komponistin Manon Liu Winter gemeinsam mit den beiden hochmusikalischen jungen Herren Kai Fagaschinski (Klarinette/D) und Clayton Thomas (Bass/AUS) gestaltete. Drei Kompositionen im ersten Set basierten auf eingespielten Samples. "Trains" etwa fügte analogen Live-Klang des unter anderem mit einem Eiskratzer bearbeiteten Klavier-Innenlebens nahtlos in eine mächtige Geräuschkulisse fahrender Züge und donnernder Reifen auf Asphalt. Im zweiten Set eroberte sich das Trio improvisierend scheinbar das gesammelte Repertoire an Spieltechniken. Kunstvolle Polyphonie der Klarinette schwebte zwischen Winters Zurückhaltung und Thomas' kräftigem Gestaltungswillen. Weil alle drei enormes Feingefühl und humorvolle Spontanität einbrachten, entstanden dabei packende Episoden, Perlenketten immer neuer Glücksmomente. Matthias Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 31.05.2009 Ein stilistisch weites FeldDie Wiener Plattenfirma Charhizma beackert ein stilistisch weites Feld. Die Reihe "open music" widmete dem feinen Kleinlabel eine folgerichtig abwechslungsreiche Konzertnacht im Forum. Das von Musiker Christof Kurzmann betriebene Label verschafft allen möglichen Spielarten neuer Musik Gehör, was im Forum nochmals live belegt wurde. Erst gab es vom Avantgardejazz herkommende Improvisationen des Duos No Sugar. Danach vertonte das Trio Michael Thieke, Mike Cooper und Luca Venitucci stimmungsvoll den Film "Cowards bend the knee", eine etwas langatmige, stilistisch jedoch exzellente Stummfilm-Hommage des kanadischen Regie-Exzentrikers Guy Maddin. Zum Ende trat Chef Kurzmann zum Mikro, um mit Label-Star Bernhard Fleischmann elektronische Pop-Melancholie zu verbreiten. Sehr schön! M. Gasser |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 28.04.2009 "open music" in Graz: "Raw Materials"Zielloses Sprudeln Vijay lyer (Klavier) und Rudresh Mahanthappa (Altsax), zwei New Yorker indischer Abstammung, sorgen als Jazz-Duo "Raw Materials" für Furore. Nun beehrten sie das Grazer WIST im Rahmen der Konzertreihe "open music" mit einer klangopulenten Demonstration musikalischer Eigenständigkeit. Gehämmerte Akkorde, Rhythmuswechsel von virtuoser Verrücktheit, viel Pedal, üppiger Anschlag: Vijay lyer spielte nicht um den heißen Brei, sondern mitten hinein, mit einer Lebhaftigkeit, in deren Sog Mahanthappas Saxophon mitunter dem hyperaktiven Vielnotenspiel verfiel. Den angeblich strukturalistischen Zugang beider Herren zu verstehen, die medleyartigen Zeilensprünge dieser klingenden Gleichung nachzuvollziehen, blieb zunächst der Eigeninitiative des Zuhörers überlassen. Erst im zweiten Set wurden Stücke stringent erzählt, durften sich Themen über längere Zeiträume entwickeln. Von der ziellos sprudelnden Metamorphose fanden die beiden vollendeten Musiker zu entwaffnender Brisanz im Zusammenspiel. Matthias Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 07.04.2009 Ute Pinter, Veranstalterin der Konzertreihe "open music", im "Krone"-Gespräch:Die Vielfalt des Zeitgenössischen Der vorerst letzte Teil unserer Serie widmet sich der an verschiedenen Grazer Spielorten andockenden Konzertreihe "open music". Ute Pinter - nebenbei einzige weibliche "Solospitze" im steirischen Veranstaltungsbetrieb - setzt auf eine spartenübergreifende Vielfalt des Zeitgenössischen. Gegründet wurde das Format "open music" Anfang der 1990er Jahre von Wim van Zutphen, der sich vor allem auf neue E-Musik konzentrierte. Wolfgang Hattinger erweiterte das Programm in den Ethno-und Crossover-Bereich, bevor er im Jahr 2000 an Ute Pinter weitergab. Die in Wien lebende Leobnerin beweist, dass man weder eine musikalische noch eine musiktheoretische Ausbildung benötigt, um sehr anspruchsvolle Programme zu gestalten: "Ich habe zwar Klavierspielen gelernt, aber das würde ich jetzt niemandem zumuten", lacht Ute Pinter. "Meinen ersten wichtigen Kontakt zur Musik hatte ich als Kind beim Ballett. Außerdem hatte Leoben damals ein gutes klassisches Konzertprogramm. Oleg Maisenberg trat dort auf, der alte Pierre Fournier spielte Bachs Cellosuiten." Erst während ihrer Studienzeit in Graz (Kunstgeschichte, Germanistik) verlagerte sich Pinters Fokus auf Jazz und Neue Musik. Nach zahlreichen Einzelprojekten und Stationen bei "herbst", "styriarte" sowie den Minoriten ging sie 1999 zur "Jeunesse" nach Wien und übernahm bald darauf "open music". Die Konzerte, die in unregelmäßigen Abständen etwa zwölf Mal jährlich stattfinden, seien zwar einerseits durchaus profiliert, "andererseits aber stilistisch sehr breit aufgestellt. Ich glaube, dass die verschiedensten Dinge zusammenpassen, wenn sie eine eindeutige Qualität besitzen und für sich selbst stehen können. Dann kann man auch kombinieren, dann gibt es Querbezüge, Vergleichsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte." Pinter vergleicht diesen Effekt mit der Einrichtung eines Wohnraums: "Ich möchte zum Beispiel keine reine Jugendstil-Wohnung haben. Wenn jedes Möbelstück etwas darstellt, funktioniert auch das ganze Ensemble." So kommt es, dass im Programm von "open music" neben Meistern des Freien Jazz auch Elektro-Knisterer wie das deutsche Kammerflimmer Kollektief auftauchen. Oder der US-amerikanische Cellist Charles Curtis, der im MUWA stundenlang über den Klangfarben einer einzigen Note grübelte. Hier herrschen innere Verwandtschaften. Ein konzeptueller Fokus, der subtile Bewertung verlangt und keine geradlininigen PR-Sprüche zulässt. "Ich versuche Programme zu machen, die jetzt gerade relevant sind", erklärt Ute Pinter, "wobei ich das nicht modernistisch verstehe. Gegenwartsrelevanz kann auch zeitlos sein und von den verschiedensten Genres aus erreicht werden." Matthias Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 18.02.2009 "Impuls" 2009: Dozenten-Konzert im Grazer MinoritensaalNeue Musik - packend erzählt Diesen Abend möchte man eine Sternstunde der Neuen Musik nennen: Dozenten der aktuellen "impuls"-Akademie gaben "Solo_Sequenzen_Duo" - Solo- sowie Duo-Stücke von Luciano Berio und lebenden Komponisten. Unerhört konzentriert war die Atmosphäre im gut besuchten Grazer Minoritensaal. Uli Fussenegger spielte Clemens Nachtmanns "Impromptu I. Tatti" für Kontrabass. Nach energischen Strichen in höchster Lage zog er alle Register: Musiker und Instrument wurden eins, virtuos selbst das Notenumblättern. Packend erzählte Andreas Lindenbaum Helmut Lachenmanns aus "Störgeräuschen" entwickeltes Stück "Pression" für Cello. Überdruck am Bogen, kaum hörbare Glissandi und solche, die abstürzende Flugzeuge nachahmen - Stille. Von Beat Furrer erklangen zwei Werke. Für sein Klavierstück "Phasma" soll hier das Adjektiv "langschwierig" eingeführt werden, weil nicht einmal der geniale lan Pace die Spannung über die gesamte Distanz brachte, in Teil 6 des Hörtheaters "FAMA" bestach Eva Furrer mit nuancierten Farben an der Kontrabassflöte, während Antonia Zanggers Textvortrag etwas undeutlich ausfiel. Berio war dreimal vertreten. Leidenschaftlich nahmen Ernst Kovacic und Florian Hasenburger die tonalen Miniaturen der "Duetti für zwei Violinen", grazil umspielte Ernest Rombouts Oboe in "Sequenza VII" einen Ton, köstlich Mike Svobodas Performance im musikalischen Solo-Sketch "Sequenza V" für Posaune. Den intensivsten Moment hatte wohl Bratschist Dimitrios Polisoidis in Klaus Längs "ägäische Eisberge": Pizzicati der Linken, unsteter Bogen vor und hinter dem Steg und feinste Flageoletts, mit unglaublicher Präsenz vorgetragen. Mit teuflischen Interferenzen nach Georges Aperghis wischten Ernesto Molinari (Klarinette) und Marcus Weiss (Sopransax) diese leise Kunst wieder vom Tisch. Spaß muss sein. M. Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 12.01.2009 Der Pianist Ian Pace konzertierte in GrazJubel fürs Zeitgenössische Zentrale Positionen zeitgenössischer Klaviermusik präsentierte der britische Pianist Ian Pace im Rahmen von "open music" im Grazer Minoritensaal. Der extrem dichte, virtuos-intensive Querschnitt durchs Werk von Salvatore Sciarrino und Brian Ferneyhough sorgte für minutenlangen, begeisterten Schlussapplaus. Der italienische Komponist Salvatore Sciarrino ist vor allem durch seine Musiktheaterwerke bekannt, hat aber auch sehr viel Kammermusik geschrieben, die vergleichsweise oft aufgeführt wird. Pianist Ian Pace zeichnete einen stetigen Weg der Verfeinerung und Intensivierung nach, den Sciarrino in seinem Klavierwerk scheinbar eingeschlagen hat: vom frühen, impressionistischen Nachhall des von Ravel inspirierten "De la nuit" über die aufgeregt-virtuosen Klaviersplitter der 3. Klaviersonate, bis zu den vier Notturni, in denen sich Sciarrinos musikalische Gestik ungemein konzentriert offenbart. Ian Pace demonstrierte die nicht zur Ruhe kommende, bewegte Expressivität der 3. Sonate ebenso präzise wie die lyrisch-meditativen Inseln der genialen Notturni. Pace stellte Sciarrino Werke des hochkomplex arbeitenden Brian Ferneyhough zur Seite. Die bildkräftigen "Epigrams" und das "Opus contra naturam" für sprechenden Pianisten zeigten den Musiker als technisch virtuosen, künstlerisch versierten Anwalt dieser Musik. M. Gasser |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 24.11.2008 Raubeinigkeit und Feinheiten"open music" lud zur Mosz Labelnacht ins Grazer Forum Stadtpark. Neben den eher raubeinigen Fuckhead und dem audiovisuellen Duo Martin Siewert & Jade erarbeiteten Florian Kmet und Stefan Németh als Lokai feinste Nuancen. Németh, gemeinsam mit "Jade" Michaela Schwentner Labelgründer von Mosz, versuchte sich mit allerlei analogen und digitalen Gerätschaften zunächst als Klangfarben-DJ, verwaltete und konservierte die per Lautstärke-Pedal ins Spiel gebrachten Flageoletts von Florian Kmets Gibson Gitarre. Die daraus entstehenden Klangteppiche wurden durch mikrotonale Interferenzen und Herzschlagmotive anfangs nur zaghaft rhythmisiert, später in eindeutigere, nach und nach aus vereinzelten Geräuschen gewonnene elektronischen Beats eingefasst. Dabei ergaben sich fantastische Momente im Nahfeld der intelligenten Tanzmusik, in denen Zunftkollegen wie The Notwist und der Apparat herzlich grüßen ließen. Und auch kräftige Noise-Strecken gönnte sich das Duo, wobei dem Publikum die wirklich schmerzhaften Frequenzen erspart blieben. M. Wagner |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 18.11.2008 Das kanadische Bozzini Quartett hat sich ganz der zeitgenössischen Streichermusik verschrieben. Auf Einladung von "open music" gastierte die Formation aus Montreal im Grazer Museum der Wahrnehmung mit Stücken, die die herkömmlichen Strukturen des Zusammenspiels stark erweitern. Martijn Voorvelts "4/4" (1999) ist eher eine performative Anordnung, die Distanz und Nähe thematisiert. Malcolm Goldsteins subtil changierendes "A New Song of many faces" (2002) lässt den Musikern improvisatorische Freiheiten. Dazu kamen zwei Stücke vom bekanntesten Komponisten des Abends, James Tenney. Die mikrotonale Klangmagie seines Streichquartetts "Koan" (1984) erzielte dabei ebenso Sogwirkung wie das mit elektronischen Verschiebungen arbeitende, ebenfalls 1984 entstandene "Saxony".M. Gasser |
› aus "Kleine Zeitung" Hauchzart, aber volle PulleGelungenes Encore zu "Styrian Stylez": Gustav in Graz. Sie begann ihr Konzert mit den Worten "Das Leben ist kein Wunschkonzert", spielte aber alle Stück'ln. Die in Graz geborene Gustav präsentierte sich bei ihrem Heimspiel als vielseitige Sängerin mit einem Repertoire von gehauchten Chansons bis zum "Rage against the Machine"-Zitat. Zwischen düsteren Texten ("Die Seele brennt genau wie all der Orten Straßen ⁄ Es ist Zeit, diese Stadt zu verlassen") kamen Ansagen in tiefstem Steirisch:"Jetzt kummt, I fall'. Voulle Poulle!". Der Jubel des Publikums galt auch der sympathischen Band, vor allem der Mozarteumgeschulten Keyboarderin Elise Mory, die die gestrenge Frau Gustav nach einem kleinen Patzer mit einem ironischen "Üben, üben" zurechtwies. Gerade deshalb: eine perfekte Zugabe zum Styrian-Stylez-Festival. Nina Müller |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 21.05.2008 Hauchzarte KomplexitätDie Programmreihe "open music" ist nach wie vor Grundausstatter in Sachen moderner Sounds: Avancierter Jazz hat ebenso Platz wie die zeigenössische Komponistenszene. Mit dem Quintett der Pianistin Sylvie Courvoisier präsentierte man Künstler, die sich in der Schniftmenge dieser Spähren bewegen. Trotz starken Regens kamen viele ins WIST in der Moserhofgasse, um einige Stars des Avantgarde-Jazz zu hören. In Courvoisiers Quintett spielen Mark Feldman (Violine), Vincent Courtois (Cello), Ikue Mori (Elektronik) und Gerald Cleaver (Schlagzeug), allesamt Musiker von höchstem Renommée. "Chefin" ist indes Courvoisier, deren Kompositionen den Rahmen für die mehr oder weniger freien Improvisationen des Ensembles bilden. Dabei entfernt man sich weit vom "herkömmlichen" Jazz. Courvoisiers Musik klingt oft hauchzart, besteht aus ebenso fragilen wie komplex-dichten Gebilden. Allein Gerald Cleavers ungemein subtiler Gebrauch des Schlagzeugs, mit dem er auch flächige Sounds produziert, ist hörenswert. Die virtuose Attitüde, mit der Courtois und Feldman sich in Courvoisiers Musik breit machen, kann bisweilen nerven, aber den Gesamteindruck keineswegs trüben. Martin Gasser |
› ÖMZ, Österreichische Musikzeitung 6/2008 Komponistenportrait Sánchez-ChiongInternational ist nicht nur die Biographie von Jorge Sanchez-Chiong (JSX), auch in seiner Musik bewegt sich der Komponist und Allrounder zwischen den Kulturen. Dies bestätigte seine neue final girl trilogie bei open music im Forum Stadtpark, Graz: Dem virtuosen Fagottsolo final girl (2006) haftete ein etwas braver Etüden-Schlag an, den auch das bravouröse Spiel von Robert Buschek nicht mindern konnte. Crucifixion und resurrection (2008, UA) führten mit ihren Klangverfremdungen und Verfärbungen unter Einsatz von Bassklarinette, Kontraforte und Turntables den stringenten Fluss der Komposition auf elektronischer Ebene fort. Ein deutlicher Entwicklungssprung ist zwischen den von Petra Stump klar empfindsam vorgetragenen, zeitlich klar fixierten three studies for a crucifixion (1994) und der ausdauernden, mittels Gamelanmusik integrierenden Improvisationswelle we never die at home mit Alexander J. Eberhard (electronic devices, electric viola) und JSX zu konstatieren. Drang nach Bewegung (dem manche tanzend nachgaben), Improvisationslust und -kreativität sowie ein intuitives Gespür für Wirkung prägten das Musizieren. Subitized mit Pia Palme (feedbacktuber, bassrecorder, electronics), Kazuhisa Uchihashi (electronic guitar, daxophone) und JSX eroberten so neue Soundwelten: Avancierte, elektronisch modifizierte Tonerzeugung auf dem Daxophon, einem mit Bogen gestrichenen Holzbrettchen, und Klänge aus dem Inneren des Flötenrohrs verbanden sich einem Mix abseits des Mainstreams. Isoldes Liebestod am Schluss - ironische Brechung oder Distanzierung durch Wiedererkennung? |
› aus "Positionen" fünfundsiebzig Graz: open musicEinmal jährlich verwandelt sich Graz in eine Kulturhochburg mit unzähligen Veranstaltungen, deren Ankündigung und Bewerbung ein ganzes Buch füllen: im Rahmen des Festivals steirischer herbst. Auch die zeitgenössische Musik kommt nicht zu kurz, veranstaltet die Redaktion für zeitgenössische Musik Zeit–Ton des österreichischen Rundfunks doch im Rahmen dieses mehrwöchigen Festivals seit nunmehr vierzig Jahren das Musikprotokoll. In dessen Programm, einem "Protokoll aktueller Musik" entsprechend, findet sich Experimentelles, Elektronisches, Improvisiertes und Musik zwischen den Genres inzwischen ganz selbstverständlich seinen Platz. Dass es in Graz mit open music sogar eine fest verankerte Konzertreihe gibt, in der, nebst Workshops und Vermittlungsangeboten, zwölf Mal im Jahr Konzerte zu hören sind, die unter anderem Musik aus diesen verschiedenen Genres präsentiert, ist allerdings noch zu wenigen nicht–grazer Festivalbesuchern bekannt. Veranstalterin der Reihe open music ist die Kunst– und Kulturwissenschaftlerin Ute Pinter, die die Reihe seit 2000 kuratiert. Der Titel ist Programm - und bei weitem nicht nur ein modisches Schlagwort. Konzerte mit zeitgenössischer komponierter Musik finden ebenso statt wie mit improvisierter, elektronischer Musik, Jazz jenseits des Mainstreams oder diverse aktuelle Mischformen. Schon eines der ersten von ihr kuratierten Konzerte war einem genreübergreifenden Programm gewidmet: Wolfgang Mitterer vertonte den Stummfilm Nosferatu; das Projekt konnte inzwischen zahlreiche Wiederaufführungen erleben. Projekte zu initiieren und zu ermöglichen, ist eines Ziele Ute Pinters. Neben Mitterers Stummfilmvertonung fanden duch ihre Vermittlung auch der Komponist und Pianist Hannes Löschel und der Filemmacher Gustav Deutsch zusammen, ebenso die beiden PianistInnen Veryan Weston und Manon–Liu Winter mit dem Geiger Jon Rose oder der britische Turntable–Pionier Phillip Jeck und sein österreichischer Elektronik–Kollege Stefan Németh. Viele Projekte und Ensembles waren und sind dank open music erstmals in Österreich und / oder Graz zu hören. Dabei präsentiert die Veranstalterin österreichische Musiker ebenso wie internationale Spitzenensembles – sei es die Pianistin, Improvisatorin und Komponistin Elisabeth Harnik, das Keller– oder Pellegrini Quartett, Franz Hautzingers Regenorchester XII, das Doppelquartett des Kölner Klarinettisten und Saxophonsiten Frank Gratkowski oder das Berliner Trio Perlonex zusammen mit Charlemagne Palestine. Aber auch Pioniere der freien Improvisation wie Irene Schweizer, Misha Mengelberg und Steve Beresford waren in Graz Gast. Einen zentralen Veranstaltungsort gibt es nicht. Ob Jazzclub. Kirche oder Museum - der Ort wird je nach Konzertprogramm gewählt, und dies nicht nur der Akustik wegen. Ute Pinter möchte mit diesem "Wanderkonzept" auch Stammpublikum einzelner Orte neu binden und so Hörhorizonte erweitern. Dazu dienen gelegentlich auch Konzepte zur Raumgestaltung - etwa wenn für ein Projekt des Kammerflimmer Kollektiefs Schaumstoffwürfel verschiedener Größe im Raum verteilt werden oder für ein sechsstündiges Feldman–Streichquartett ausgelegte farbige Teppiche zum konzentrierten Hören im Liegen einladen (wobei die Farbe der Teppiche nicht von ungefähr an die Bilder Mark Rothkos erinnerten). Ute Pinter sucht Komponisten und Werke, die abseits des traditionellen Konzertbetriebs eher selten zu Gehör gebracht werden - neben Feldman war Yves Kleins Symphonie Monoton - Silence ebenso darunter wie eine Uraufführung des Steirischen Komponisten Klaus Lang für - sage und schreibe - 48 Blockflöten. Eines wird beim Blick in das Programm rasch deutlich: Ohne finanzielle Unterstützung wäre diese Konzertreihe nicht möglich; open music wird gefördert vom SKE–Fond, der Stadt Graz, dem Land Steiermark und dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. Ein kleiner Vergleich: Hamburg, eine Großstadt, die hochtrabend mit dem Slogan "Musikmetropole Hamburg" wirbt, schämt sich nicht, ihre finanzielle Unterstützung für Konzerte - vergleichbar mit dem Programm von open music und veranstaltet von Vertretern der freien Szene - auf 2000 Euro Fahrtkostenzuschuss zu beschränken. Fördergelder für Gagen, Raummiete: keine. Doch da es in Graz zum Glück einstweilen noch Kunst– und Kulturförderung gibt, ist es Ute Pinter gelungen, auch in den kommenden Monaten wieder international renommierte Musikerinnen und Musiker einzuladen wie etwa die Pianistin Sylvie Courvoisier mit ihrem Quintett (19.5.), das skandinavische Scorch Trio (26.5.), das Bozzini–Quartett (16.11.) oder das Jamie Saft Trio (3.12.). Aktuelle Informationen zu den Programmen wie auch ein Konzert–Archiv der vergangenen Jahre finden sich auf der Homepage. Nina Polaschegg |
› aus "Korso - das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark" Trio Sydney / Graz / Berlin: frei, atonal, rockigZwischen Free Jazz und avantgardistischer E-Musik bewegen sich die Improvisationen des Trios Sydney / Graz / Berlin, zu Gehör gebracht am 12. November im Moxx (Wist-Heim). Elisabeth Harnik (Klavier), Johannes Bauer (Posaune) und Clayton Thomas (Bass) gingen nicht nur an die Grenzen des dem jeweiligen Instrument Möglichen, sondern bestachen vor allem durch ein ungemein breites Klangspektrum - von subtil-lyrisch über perkussiv bis regelrecht symphonisch - und sich durch Metamorphosen hindurch bewegende und in sich stimmige Spannungsbögen. "Energetisch" ist hier nicht nur im rein klanglich-akustischen Sinne zu verstehen; vielmehr lässt das (strukturale) Wechselspiel zwischen individuellen Bewegungen und der sich in absoluter Harmonie treffenden Kommunikation der drei InstrumentalistInnen jeden Augenblick fühlbar vibrieren. Beinahe tänzerisch werden die Körper zu Instrumenten der Instrumente und umgekehrt. Die Posaune von holzbläserisch bis gestisch stammelnd: eine Sprache, die nicht Wort wird, zu hastig, zu schnell, um verständlich zu werden, aber voll der Bedeutung und des Ausdrucks. Das Klavier - brillant bis brutal - malt, schreit und singt, den Weg durchs Chaos findend. Der Bass, zwischen Klangteppich, Geräuschkulisse und Schlagwerk wechselnd, überrascht durch diverse Schlag- und Streichwerkzeuge. Musikverständnis wird hier auf seine wesentlichen Merkmale "reduziert", in Stimmungsvielfalt mündend: Kommunikation, Expression, Toleranz, Verstehen, Sprache, Gestik, Wiederholung und Variation - der Zeitpunkt und die Zeit. Weit jenseits von Beliebigkeit eröffnen Sydney / Graz / Berlin einen musikalischen Horizont, den man sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht spannender denken könnte. Annekatrin Kessler |
open music im Forum Stadtpark Mit einem japanisch-deutsch-österreichischen Quartett hat im Forum Stadtpark die Konzertreihe open music 2007 begonnen. Sechs weitere Konzerte sind noch an unterschiedlichen Orten geplant. Reduktion auf einfache Töne Der Trend der Reduktion auf einfache Töne, der in der Neuen Musik in den 90er-Jahren eingesetzt hat, war auch beim Auftakt der Konzertreihe zu spüren. Kultfigur Otomo Yoshihide, einer der bedeutendsten und vielseitigsten Künstler der Gegenwart, und Sachiko M. aus Japan, sowie Axel Dörner aus Deutschland und der junge österreichische Percussionist Martin Brandlmayr bildeten ein Quartett. Dichte musikalische Sprache "Es geht sehr stark um Einzelklangwellenmaterialien, um den Sound an sich, sicherlich eine Form des Minimalismus. Was aber wirklich toll an der Gruppe ist, dass sie einen Ensembleklang entwickeln, und dass es eine unheimlich dichte Sprache ist, obwohl der Klang jedes Einzelnen auch zu spüren ist", so open music-Programmgestalterin Ute Pinter. Grenzgänger zwischen den Genres Die Reihe open music, wandert - da ohne eigenes Haus - durch die Stadt Graz. Mit der Unterschiedlichkeit der Orte ist auch die thematische und stilistische Bandbreite des Programms angedeutet, es sind Grenzgänger zwischen den Genres, von Elektronik bis zum Jazz, von komponierter Musik bis zu DJs. Fünf weitere Konzerte sind bereits fix. Parasites meet Kazuhisa Uchihashi Die Konzertreihe wird am 13. März im IEM Cube in Graz fortgesetzt. Der zweite Teil steht unter dem Titel Parasites meet Kazuhisa Uchihashi. Die beiden kanadischen Elektroniker Diane Lambrosse (sampler) und Martin Tétreault (modified turntables) treffen dabei auf den in Wien lebenden Japaner und Ex-Rock- und Gitarren-Titanen Kazuhisa Uchihashis. Duo-Konzert im WIST Genau ein Monat später, am 13. April, gastieren im WIST die Pianistin Irene Schweizer und der Percussionist Pierre Favre im Rahmen von open music in Graz. Die beiden Improv-Künstler stehen für zeitlos gültige Klangkunst. Geburtstagsfest mit und für ICP Am 23. April gibt es dann - wieder im WIST - ein Geburtstagsfest der Klänge. Das Instant Composers Pool, mit Künstlern aus den Niederlanden, Deutschland und den USA, feiert in Graz sein 40. Bestehen. ICP schöpft Ideen aus einer ganzen Menge "moderner" Musik. Von Ellington über Weill bis freier Improvisation. Von ironischem Rock bis Folk Im Cafe Stockwerk ist dann am 22. Mai Klangkünstler Carlos Bica aus Portugal zu erleben. Der Kontrabassist und Komponist wurde 1998 in seiner Heimat zum Jazzmusiker des Jahres gewählt. Mit dem Gitarristen Frank Möbus und dem Schlagzeuger Jim Black wird Bica von ironischen Gitarrenrock bis zu Folk-Elementen Unverwechselbares bieten. Kammerflimmer Kollektief Im Forum Stadtpark schließt sich dann am 24. Juni der Konzert-Kreis von open music. Der Gitarrist und Elektroniker Thomas Weber bringt sein Kammerflimmer Kollektief auf die Bühne. Die Gruppe begiebt sich dabei auf die Suche nach neuer Ästhetik und Musik jenseits bestehender Schubladisierung. Mit dabei ist auch der Künstler Josef Trattner mit einer Installation. Nischenprogramm Mehrheitsfähig sind die Künstler und Fans wahrscheinlich nicht, aber auch Nischen gehören besetzt und gepflegt, so Pinter: "Ich finde es wichtig, dass es in einer großen Stadt wie Graz auch Nischenprogramm gibt, nicht nur zu Festivalzeiten, sondern das ganze Jahr über. Der Zuspruch ist natürlich nicht der, der bei einem klassischen Konzert-Programm oder einem Pop-Programm da ist, aber es haben sich gerade in letzter Zeit immer mehr Leute, zum Beispiel Studenten oder Schüler gemeldet, die neugierig sind. " |
› aus "Kleine Zeitung" vom 26.06.06 Ein Sturm extremer Gefühlszustände"Im Sturm" benannte Wolfgang Mitterer seinen Liederzyklus aus 2005 für den Bariton Georg Nigl, den die beiden in einem open music-Konzert im Minoritensaal präsentierten. Einen Sturm extremer Gefühlszustände ließen Mitterer, der selbst am Klavier saß und die Elektronik steuerte, sowie Nigl als einnehmender Sänger aufziehen. Anhand von Text- und Musiksplittern aus Liedern von Franz Schubert isolierte der Komponist Mitterer dort skizzierte Gefühlssituationen, entkleidete sie ihres romantischen Kontextes, verschärfte sie, obwohl eine romantisierende Gesangslinie meist erhalten blieb. Weniger stark strukturiert erschien Mitterers Improvisation über "Langsam mahlen" für präpariertes Klavier und Elektronik. Herbert Schranz |
› aus "Kleine Zeitung" vom 05.05.06 Sternentanz und hypnotische KraftEin sperrig erscheinendes Stück von George Crumb eröffnete im Minoritensaal den eindrucksvollen Abend mit dem deutschen Klavierduo Andreas Grau und Götz Schumacher: "Celestial Mechanics" von 1979. Kein getragenes Klangbad, sondern ein Hervorkehren der Motorik verwirklichten die Schubert-Preisträger (Graz 1992) hier, was teils auf Kosten der Klangkultur ging und den Sternentanz nicht restlos glücken ließ. Sensibel gestaltet waren György Kurtags kostbare Miniaturen aus "Jatekok", ebenso Denissows "Drei Stücke", deren letztes schon zu Strawinskys "Sacre" überzuleiten schien. Die hypnotische Kraft dieses Frühlingsopfers entfaltete das Duo durch seine ganz ebenmäßige und dennoch höchst plastische Darstellung. Herbert Schranz |
› aus "Falter" 51-52/05 Normaler WahnsinnUte Pinter gestaltet die Konzertreihe open music als Ausflug in Grenzregionen. Etwas für Neugierige, die Lust an extremen Hörabenteuern haben. Sie ist eine fröhliche, unermüdliche Einzelkämpferin zwischen allen Fronten, Stühlen und an den unterschiedlichsten Orten. Die Programmierung, die Finanzierung und die konkrete Durchführung bis hin zur PR- und Öffentlichkeitsarbeit liegen in ihren Händen. Heraus kamen im nun zu Ende gehenden Jahr 2005 elf Konzerte, die vor allem eines gemeinsam haben: Sie geben es nie billig, das musikalische Niveau ist immer vom Feinsten, die (ästhetischen) Ansprüche sind hoch. Ute Pinter veranstaltet diesen ganz normalen Wahnsinn so nebenbei und unentgeltlich -zusätzlich zu ihrer Arbeit als Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros der Wiener Zentrale von Jeunesse Musicale. Die gebürtige Leobnerin ist in der Grazer Kulturszene freilich keine Unbekannte. Schon während ihres Kunstgeschichtestudiums in Graz arbeitete sie bei Landesausstellungen, in der styriarte, beim steirischen Herbst und in der Neuen Galerie mit und organisierte Veranstaltungen für das Kulturzentrum bei den Minoriten. 1991 fiel ihr dort die Gesamtorganisation des künstlerischen Bereiches und der Pressearbeit zu, schließlich die Leitung der Ressorts Film/Video, bildende Kunst, Performance und Musik bis 1999. Dann wechselte sie nach Wien und wurde Leiterin des Betriebsbüros der Musikalischen Jugend. Ihre Graz-Connections wollte sie nicht aufgeben, und so übernahm sie die Organisation der Konzertreihe open music von Wolfgang Hattinger, der als Leiter der Szene Instrumental und als Dirigent andere Wege einschlug. "Der Titel der Konzertreihe ist Programm, "open music" nennt sie sich durchaus zu Recht. Denn was ihre Veranstaltungen bislang geboten haben, lässt sich mit Grenzgängertum und der Auslotung von Extrembereichen am besten beschreiben: Ein Konzert, in dem drei Musiker Körpertrommel, E-Blockflöte, Spielzeugklavier und Stimme einsetzten, eröffnete 2005 den Reigen im IBM Cube, ein ganz konventionelles Streichquartett mit neuester E-Musik folgte im Museum der Wahrnehmung, dann war ein Abend zwei Klarinettisten in der Mariahilferkirche gewidmet, ein weiterer einem einsamen Pianisten (Thomas Larcher) am präparierten Klavier im großen Minoritensaal. Den Abschluss der Reihe bildete in diesem Jahr ein Wienerliederabend der etwas anderen Art mit Oskar Aichinger und anderen Jazzkapazundern mit sehr vielen jazzigen und sonstigen schrägen Elementen im WIST. Aus dem Jahr 2004 noch in guter Erinnerung: ein Abend für Tuba, Schallplatten und Stimme im Stockwerk, das Berliner Ensemble Zeitkratzer im Orpheum ,mit einer intensiven Performance; die Werken von Yannis Xenakis gewidmet war. Solche Beispiele belegen die Lust an extremen Hörabenteuern, an ungewöhnlichen Besetzungen und hierorts garantiert noch nie gespielten Werken. Was also auch heißt: Die Hörerinnen und Hörer müssen für open music ein gehöriges Maß an Neugierde und (geistiger) Mobilität mitbringen - was auch wiederum bedeutet: Das sind Konzerte, zu denen die Massen nicht gerade strömen und die eine größere und tiefer gehende publizistische Resonanz verdienen würden. Ute Pinter lässt sich freilich von solchen Problemen in keiner Weise abhalten, auch 2006 weiterzumachen. Wieder plant sie elf Konzerte an verschiedenen Grazer Spielstätten, wieder wird das Publikum heftig gefordert sein. Das beginnt mit einem Ausflug in elektronische Klangexperimente im Forum Stadtpark: eRikM aus Frankreich und dieb13 aus Österreich sind "zwei exemplarische Turntablisten mit Fast-forward-Zentrifugalkraft", dazu wird Visuelles von billy roisz live gemixt (Termin: 14. Jänner). Ebenfalls am Plattenteller musiziert der Brite Philip Jeck mit Stefan Nemeth an Computer, Synthesizer und Gitarre (geplant für den 9. März im Forum Stadtpark). Danach wird der Sologeiger Malcolm Goldslein in der Kapelle des Minoritenklosters zwischen Improvisation, Jazzkompositionen und John Cage eine musikalische Gratwanderung vorführen, während ebenfalls im März und im Kulturzentrum bei den Minoriten Michel Godard mit seinem Programm "Castel del Monte" eine andere Gratwanderung zwischen gregorianischem Choral und freier Improvisation wagen wird. Andreas Grau und Götz Schumacher werden im Mai im Minoritensaal vierhändig Klavier spielen: ein beinahe konventionelles Konzert also, mit Werken von Crumb, Kurtäg,Denissow und Strawinsky, ebendort gefolgt von einem Abend, den Wolfgang Mitterer mit eigenen Werken gestalten wird. Im Orpheum steht im Juni eine ganz andere Mischung auf dem Programm, zum legendären Eisenstein-Stumm-film "Panzerkreuzer Potemkin" aus dem Jahr 1925 werden Tony Buck (drums) und Magda Mayas (piano) ihre eigene Filmmusik kreieren. Im Oktober wird dann wieder das Museum der Wahrnehmung einen Streichquartettabend beherbergen - das Bozzini-Quartett spielt Werke von Malcolm Goldstein, Claude Vivier und Georg Graewe. Das Stockwerk am Jakominiplatz wird von open music im November mit einem ungarischen Jazzensemble bespielt (Mihály Dresch Quartett), auch die weiteren zwei Konzerte changieren zwischen Live-Elektronik und Jazz, der sich mit Sicherheit in keinen Mainstream einfügt. Das ist schließlich Programm. Johannes Frankfurter |
› aus "Grazer Woche" vom 24.01.2006 Akustische Auswüchse mitten im grünen ParkDas Forum im Herzen des Grazer Stadtparks diente als Austragungsort für eine nicht alltägliche musikalische Darbietung: Das französische enfant terrible eRikm performte mithilfe verschiedenster Techniken der Klangproduktion. Dabei griff er auf ein breites Spektrum an "Medien" zurück, wie etwa Minidiscs, Turntables, Sampler und Computer. Unterstützt wurde der "Trendsetter" in Sachen Musik- und Materialverarbeitung dabei von dem ebenso international agierenden österreichischen Szenemusiker Dieter Kovacic alias dieb l3. Billy Roisz, besser bekannt als gnu, war für die live kreierte audiovisuelle Untermalung zuständig. Für Außenstehende mag diese Art, Musik zu produzieren, seltsam klingen. So konnte sich nicht jeder mit den teilweise abstrusen Geräuschen, die eRikm seinem Equipment entlockte, anfreunden. Mitverantwortlich für dieses ungewöhnliche Klangbild waren moderne Techniken, wie etwa wildes Scratching. Patrick Haas |
› aus "Neue Kronen Zeitung" vom 04.12.2005 Wienerlied modern im Grazer WISTWeite Musikerherzen Wenn Musiker im Jazzumfeld beginnen Volksmusik in ihre Kunst einfließen zu lassen, sind die Ergebnisse nicht selten zweifelhaft. Bei "a wöd musik", wo sich sieben gestandene Improvisatoren dem Wienerlied widmen, durfte man im WIST dagegen doch einiges erwarten - und wurde nur zum Teil enttäuscht. Dass bei "a wöd musik" mit dem Wienerlied bloß ironisches Kleingeld gewechselt wird, war auf Grund der beteiligten Musiker nicht zu erwarten. Mit Paul Skrepek und Vincenz Wiszlsperger etwa standen zwei Drittel des "Kollegium Kalksburg" auf der Bühne, das sich seit Jahren intensiv mit dem Wienerlied auseinander setzt. Von Kenntnis und Respekt geprägt ist dieses Abarbeiten an der Musikhistorie, an dem auch Petra Ackermann (Viola), Oskar Aichinger (Klavier), Christof Dienz (Fagott, Zither), Richard Klammer (Trompete) und Martin Zrost (Reeds, Gitarre) beteiligt sind. Der Schubert-Franzl findet in ihren weiten Wiener Herzen ebenso Platz wie die Gstanz'l-Kunst des in den 30-ern wirkenden Franz Mika. Die bekannten Wienerlied-Topoi, die Weinseligkeit und der Todeskitsch werden vom Ensemble frei improvisatorisch unterspült, der Gesang ist von schnörkelloser Rauheit. Manko bleibt, dass das Ganze ein wenig brav wirkt, man mit dem Material noch freier und wilder umgehen könnte. Martin Gasser |
› aus "Kleine Zeitung" vom 23.11.2005 Geräusche und KlangräuscheNach der Begegnung mit dem Tiroler Thomas Larcher in der Reihe "open music" im Minoritensaal weiß man nicht, wer von beiden höher zu schätzen ist: der farbenreiche Komponist oder der diese Farben hörbar machende Pianist. Wenn Larcher aktuelle Technologien ebenso verarbeitet wie die landschaftliche Schönheit von Naunz, bedient er sich dazu lediglich des präparierten Fazioli. Selbst das Ablösen der Klebestreifen von den Saiten wird zur symbolträchtigen Vielharmonie, Geräusche und Klangräusche zum Medium des Ausdrucks. Neben so viel Authentizität verblasste das Werk der englischen Komponistin Rebecca Saunders. CAK Binder |
› aus "Falter" 17/05 Hufeisennasen flatternMit der Doppel-CD "Born to be Off-Road" legen die Klarinettisten Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm ein radikales Meisterstück vor. Rund 300 Solostücke sind in den letzten fünfzig Jahren für die Bassklarinette entstanden. Ein beachtlicher Katalog für ein Instrument, das zuvor nur selten, und wenn, dann allenfalls marginal eingesetzt wurde. Ganz unverständlich ist die neu entdeckte Liebe der Tonsetzerschaft aber nicht. Die von der Avantgarde so leidenschaftlich gesuchten "ungehörten Klangwelten" sind mithilfe der erstaunlichen klanglichen Flexibilität und des großen Tonumfangs der Bassklarinette und ihrer Schwesterinstrumente unschwer zu finden. Teil der aktuellen Hausse ist auch ein signifikanter Anstieg an neuen Klarinettenduos. Ein solcher Trend ist in der Musikgeschichte an sich nichts Ungewöhnliches. Das Klaviertrio beispielsweise tauchte um 1800 wie aus dem Nichts auf - und verschwand mit dem Ende der Romantik auch wieder. Ein zentraler Unterschied besteht aber doch: Während ein Großteil der historischen Kammermusik seine Verbreitung nicht zuletzt durch musikalische Laien fand, ist das durch die rasante Erweiterung der Spieltechniken heute kaum noch möglich. Wer Neue Musik schreibt, tut das in aller Regel für hochspezialisierte Profiinterpreten. Und die haben dementsprechend großen Anteil an der Entwicklung neuer Tendenzen und Stilrichtungen. Im Fall der aktuellen Klarinettenkonjunktur darf Wien als Hochburg gelten, und das vor allem dank zweier junger Interpreten. Petra Stump und Heinz-Peter Linshalm, beide grade mal dreißig Jahre alt, konnten sich nach einer frühen Spezialisierung auf der Klarinette verwandte Bassetthörner flattern, während die begleitende Elektronik von einer Zuspiel-CD tatsächlich abzuheben scheint. Ganders Stück machte Schule. Bis heute haben unter anderen Beat Furrer und Bertl Mütter, Judit Varga, Gerald Futscher, Christoph Herndler und Jörge Sänchez-Chiong Arbeiten bei Stump und Linshalm abgeliefert. Einige davon sind durch elektronische Klänge ergänzt, andere ganz klassisch dem reinen Klang des Instruments verpflichtet. Geflattert wird in einigen von ihnen, in Futschers "Hufeisennasen" sogar ganz wörtlich: Der Vorarlberger Komponist nahm die faszinierenden Rufe und Geräusche der gleichnamigen Fledermausärt auf Band auf und glich sie den sonoren Qualitäten des Klarinettenduos an. Carsten Fastner |
› 09.03.2005 aus "Kleine Zeitung" Im Genuss sinnlicher KlangerlebnisseErfreulich groß war das Publikumsinteresse im Museum der Wahrnehmung für das ausschließlich Stücke des 20. und 21. Jahrhunderts im Repertoire führende Berliner Kairos Quartett. Sind schon die Einführungstexte der Werke von Isabel Mundry, Enno Poppe, Walter Feldmann und Giorgio Netti (alle um die 40) eine Wissenschaft für sich, so entpuppten sich im Interpretengespräch die Ansprüche der genannten - zwischen Tönen und Geräuschen pendelnden - Komponisten als nahezu unerfüllbar. Mit diesen Musikern wurde das Konzert der ungewohnten Klänge dennoch zu einem sinnlichen Erlebnis. Ernst Scherzer |
› 20.01.2005 aus "Neue Kronen Zeitung" Körpertrommel und NasenpianoMit einem musikalischen Spektakel der anderen Art überraschte einmal mehr Ute Pinters "open music". Die Konzertreihe für heutige Musik vereinte im Cube des Grazer Instituts für elektronische Musik Wahnsinn und Nonchalance. "Acts round a piano" lautete der Titel des "aktionistisch-theatralen Spiels in Akten", das im Cube des Grazer Instituts für elektronische Musik angesiedelt war. Harmlos untertreibend begonnen mit John Cages Suite für Toypiano, steigerte sich das fast 360-gradige Musikereignis mit vielschichtigen Ansätzen zu einem tatsächlichen Erlebnis. Musikerin und Performance-Künstlerin Lilian von Haußen demonstrierte die Klangfülle des menschlichen Körpers in Uwe Raschs "Trasse, für einen Körpertrommler". Was harmlos klingt und nach leichten Tendenzen des Irrsinns aussieht, ist allerdings nach erstem Stirnrunzeln (im Krampfrhythmus) ein subtiles, erst beim zweiten Ohr eingängliches Hörerleben: wie überhaupt Haußen, vor allem im Zusammenspiel mit dem Pianisten Florian Müller, der mit einer zu beachtenden Nonchalance Nase und Kopf zum Klavier spielen verwendet, ein energetisches und atemreich-spannendes Gesamtkunstsein darstellt. Uraufführungen von Uwe Rasch und Clemens Gadenstätter zeigten sich klangharmonisch stabil und belebten sich durch Müllers gekonnte Technik. Sabine Fauland |
› 01.12.2004 aus "Kleine Zeitung" Norwegische LichtgestaltenMaja Solveig Kjelstrup Ratkje und das Trio "Poing" Rolf-Erik Nystrem am Saxophon, Frode Haltli am Akkordeon, Häkon Thelin am Kontrabass bereiteten im Rahmen von "open music" im Grazer Stockwerk einen zwar experimentellen, aber einprägsamen Abend "mit Musik der norwegischen Komponistin. Im freien Improvisieren entwickelt Ratkje eine Mischung aus Björk'scher Melodik und der Onomatopoetik einer Kreis(ch)säge, die nachhaltig beeindruckt und gefällt. Ihre Stimme ist von unglaublicher Elastizität, ist abend- wie raumfüllend. Ihre Werke, die dem Trio auf den musikalischen Leib geschrieben sind, bestechen durch fließende Klangfarben und wohldosierte Pausen. Für das Harmoniebedürfnis strahlen "Drei Tangos" im spannenden, norwegischerin Licht! SabineFauland |
› 09.06.20004 aus "Neue Kronen Zeitung" Zeitkratzer bei "open music" im Orpheum GrazBerauschende Klangstrukturen Mit "Xenakis [a] live" gastierte das Berliner Ensemble Zeitkratzer im Rahmen von "open music" im Grazer Orpheum. Ein Hommage an den Komponisten, der die elektronische Musik salonfähig gemacht hat. Hat der 2001 verstorbene lannis Xenakis sich noch bemüht, die im Computer generierten Klangstrukturen nach Instrumenten klingen zu lassen, so führt Zeitkratzer das Material zu seinen Ursprüngen zurück. Heraus kommt faszinierend strukturiertes Rauschen, das zwischen sanfter Lieblichkeit und fast schon brutalem Lärm pendelt. Ein spannendes Unterfangen, das zweifelsohne mehr Besucher verdient hätte. › 09.06.20004 aus "Kleine Zeitung" Klänge, nur für offene Ohren und AugenWoran die Berliner "zeitkratzer" - acht Instrumentalisten, dazu je ein für Electronics, Sound und Licht zuständiger Mann - kratzen, ist die traditionelle Ensembleform. Wohl spielen sie auf herkömmlichen Instrumenten. Elektronisch verstärkt ertönte im Orpheum, bei "open music", zunächst ohrenbetäubender Lärm, bis sich bestätigt, was auch zum Anspruch der "zeitkratzer" gehört: Die Augen hören mit. Haben sich die Zuhörer erst darauf eingelassen, gibt es eine Stunde lang kein Entrinnen mehr aus diesen Klanggewalten. |
› 26.05.2004 aus "Kleine Zeitung" Anarchie Harmonies boten im Rahmen von "open music" in der Grazer Mariahilferkirche Altes und Neues in sphärisch-mystischem Zwie-spiel der hochkarätigen Musiker. Mike Svobodas zwischen martialisch und engelsanmutig lavierendes ! Posaunenspiel und Stefan Hussongs sanft forderndes Akkordeon verbanden mit stiller Größe barocke Canzoni von Girolamo Frescobaldi mit melancholischen "Harmonies" von John Cage zum genussvollen Klangteppich.› 26.05.2004 aus "Neue Kronen Zeitung" Diese "openmusic" hätte Cage gefallen.Posaunen und Akkordeon gehören in der Neuen Musik nicht zu den Exoten, gemeinsam gespielt und dazu mit einem Programm aus mehreren Jahrhunderten, ergibt sich aber eine aufregende Besonderheit. Mike Svoboda (Posaunen) und Stefan Hussong (Akkordeon) begannen mit einer "Canzona" von Girolami Frescobaldi (1583 -1643), um mit drei "Harmonies" von John Gage (1912 -1992) fortzusetzen. Der lange Nachhall sorgte für den zusätzlichen Reiz des beglückend gelungenen Zusammenspiels der beiden auch durch ihre Kooperation mit bedeutenden Komponisten als Spezialisten ausgewiesenen Interpreten. |
› 01.04.2004 aus "Neue Kronen Zeitung" Ganz neue StimmungIm Rahmen von "open music" gastierten Jon Rose, Veryan Weston & Manon-Liu Winter im Grazer WIST. Die drei Musiker leisten Forschungsarbeit im Bereich der freien Improvisation auf unkonventionell gestimmten Instrumenten. Der Geiger Jon Rose schreibt im - einem Manifest gleichenden - Programmheft: "Es ist schwierig genug, auf einer Violine sauber zu spielen, aber unser armer Geiger soll auch noch rein zu einem absichtlich verstimmten Klavier spielen." Er meint damit die abendländische Konvention der Temperierung, in der die Tonintervalle nicht nach physikalischen Tonhöhen gleichmäßig gestimmt sind, sondern nach psychoakustischen Gesichtspunkten. Die erste Hälfte des Konzerts war denn auch eher der Vorstellung der Techniken gewidmet, während die Musiker nach der Pause mit wilden Improvisationen über "La Paloma", "O sole mio" und Tangos das Publikum mitzureißen verstanden. Michael Eisner |
› 29.01.2004 aus "Kleine Zeitung" Britischer Humor trifft Autismus aus FrankreichSteve Beresford und Noel Akchote bei open music. Mag schon sein, dass es "nicht mehr gewissenhafte Improvisationsmusik ist", wenn man sich zuvor ausschnapst, welche Motive in den Dienst der Sache gestellt werden sollen. Der französische Gitarrist Noel Akchote jedenfalls wollte es ganz genau wissen, blieb aber beim "Blind Date", zu dem die Reihe "open music" ins Grazer WIST geladen hatte, an der Seite des britischen Free-Haudegen Steve Beresford (Master-mind der legendären "Melody Four") vieles schuldig. Akchotes Absage an die Virtuosität zeigte im zweiten Set eher als autistische Übung denn als Reaktion auf den lebhaften, oft etwas zu verspielten Improvisationsgeist des Pianisten, der sich auch allerlei klingenden Kleinkrams bediente. Erst in den Zugaben fanden die Schrägdenker zu dichtem Miteinander. Auch im ersten Teil, der jeweils einer Solo-Performance von Akchote und Beresford galt, machte sich eher ambivalente Stimmung breit. Ersterer bemühte simpel repetitive Zerlegungen, um sie erwartungsgemäß zu stören. Letzterer zeigte sich als virtuoser Freigeist, der kontemplativ wie abstrakt sein kann. Und der dem Witz nie abschwört ("I'm remarkable"). Otmar Klammer |
› 27.11.2003 aus "Kleine Zeitung" Dunkler Sound trifft russisches ParadewerkLivemusik zu Stummfilm aus 1929 bei "open music". Dunkler Sound zur Filmwahrheit. Bis vor kurzem noch hielt sich in der zeitgenössischen Jazz- und Improvisationsszene die Mode, dass klassische Stummfilme als wiederentdeckter Quell der Inspiration dienten. Kaum ist es um dieses Genre wieder ruhig geworden und wurden praktisch alle Klassiker abgegrast, melden sich der australische Schlagwerker Tony Buck und der in Berlin lebende Elektronik-Experten namens "zeitblom" just zur musikalischen Meditation eines Streifens an, der sich als eine meta-cineastische Feier des Filmemachens behauptete. Gelungen. Umso gespannter durfte man in der Reihe "open music" sein, wie sich nun dieses Duo im Orpheum dem "Mann mit der Kamera" aus dem Jahr 1929 nähert, zumal der russische Regisseur Dziga Vertovs konstruktivistisches Paradewerk zur ultimativen Frage nach der Beziehung von Inhalt zur Form und umgekehrt gereicht. Stimmungsmäßig tadellos gelungen schien dieses Unternehmen im Strudel der Ereignisse, die die Beziehung Mensch-Maschine im Namen der Massenpolitik zeigt. Bisweilen fast tragisch schön. Dass der Film entlang dieser vorgeschobenen Sichtlinie eine geniale Studie der Filmwahrheit ist, wollte man musikalisch nicht annähernd berühren. Und das war gut so, ließ sich durch den dunklen Sound doch die Aufmerksamkeit schärfen. Offen blieb jedoch die Frage, ob diese Methode austauschbar ist. › 27.11.2003 aus "Kronen Zeitung" Hinreißender Kino-AbendKleiner Saal Im Grazer Orpheum: Live vertonter Filmklassiker Ein live-vertonter Stummfilm - für Musikfreunde und Cineasten ein sehr selten zu erlebender Luxus. Die Reihe "open music" erlaubte es wieder, einen filmischen Meilenstein ohne wummernd-nervige Orgeluntermalung zu genießen. Tony Buck und zeitblom musizierten im Orpheum zu Dziga Vertovs "Der Mann mit der Kamera". Vertovs Schaffen ist im Vergleich zu den Werken der anderen "Schöpfern" der Filmsprache trotz seiner formalen und inhaltlichen Originalität weitgehend folgenlos geblieben. Während Sergej Eisensteins manipulative Montage-Technik, Ulfs Bunuels psychoanalytische Theatralik, Leni Riefenstahls Auflösung des Individuums in Ästhetizismus und Heroismus sowie D.W.Griffiths sentimentale Mythenbildung das Kino bis zum heutigen Tag maßgeblich prägen, ist der künstlerisch gleichrangige Weg, den Vertov aufzeigte, ein ungegangener. Vertovs eigenwillige Schnitt-Technik, die spielerischen Illusionsbrüche und der Versuch, der Vielfalt des Lebens in einem gewaltigen Panorama des Nebeneinander beizukommen, machen "Der Mann mit der Kamera" von 1929 zum großen, "vergessenen" Meisterwerk, einem Relikt des "anderen Kinos". Die Vertonung eines solchen außerordentlichen Filmes ist ein schwieriges Unterfangen. Der australische Schlagzeuger Tony Buck und der in Berlin lebende Elektronik-Musiker zeitblom machten ihre Sache im Grazer Orpheum exzellent. Ohne festgelegte Partitur schuf das Duo improvisierend ein akustisches Umfeld, in dem sich Vertovs Bildwelt entfalten konnte. Man raubte dem Werk nichts von seiner Kraft, blieb aber nicht im Beliebigen hängen, der Verzicht auf große Entwicklungen, die gleichbleibend schwebende Stimmung passte vorzüglich zur Nicht-Narration von "Der Mann mit der Kamera". Ein großer Abend im kleinen Rahmen. Martin Gasser |
› 12.04.2003 aus "Neue Kronen Zeitung" Ein Meister der Phon-AttackenDas Frank Gratkowski-Trio mit Gast Paul Lovens kam fur "open music" mit "improvisierter Kammermusik" ins Grazer Stockwerk. In der Ankündigung wurde die Bezeichnung Jazz vermieden. Die Musiker haben dort jedoch eindeutig ihre Wurzeln. Kammermusikalisch wars hingegen kaum. Wenn Saxophonist Gratkowski zur Phon-Attacke bläst, ist Wilbert de Joodes Bass eine kaum zu ahnende Klangfarbe - das steht orchestraler Wucht viel näher als intimer Transparenz. Aber Gratkowski kann sich auch zurückhalten. Mit Lovens (Schlagzeug) und Achim Kaufmann (Klavier) sowie dem trockenen Bass de Joodes liefert er von größter Intensität getragene Interaktionen. |
› 25.01.2003 aus "Kleine Zeitung" Reihe "open music": SchmerzgrenzeDichtes Konzert im Grazer MUWA. Ein musikalischer Abend - als Konzert im üblichen Sinn wird man das durch elektronische Einwirkungen bis an die akustische Schmerzgrenze reichende Spiel von "Trapist Extendend" kaum bezeichnen können - im idealen Rahmen des Grazer MUWA. Dichtes Netz. Als "Kommentare" zu "american primitive music" und "early minimalism" angekündigt, verstrickten sich die Darbietungen (im Rahmen von "open music"), ergänzt von Michaela Grills pulsierenden Farbmustern auf der Videoleinwand, zu einem dichten Netz musikalischer Empfindungen. Famos. |